Das Menu "Kognitionswissenschaft" ist auch als Buch erhältlich. Es bildet Teil II von Natterer, Paul: Philosophie des Geistes. Mit einem systematischen Abriss zur Biologischen Psychologie und zur Kognitionswissenschaft [= Edition novum studium generale 5], Norderstedt 2011, 104—176. Mit vier Farbabbildungen. Verkaufspreis 29,90 € [ISBN 978-3-8423-4566-9].
Der Band integriert, wie der Titel sagt, auch die Menus "Biologische Psychologie" und "Hauptvertreter der Philosophie des Geistes".
Selbstverständnis der Kognitionswissenschaft
Kognition als Repräsentation und Komputation
Bei der Kognitionswissenschaft handelt es sich nach einer Definition Zimbardos [Psychologie, Berlin/Heidelberg/New York, 6. Aufl. 1995, 357—358] um einen „umfassenden interdisziplinären Ansatz zur Untersuchnung der Systeme und Prozesse der Informationsverarbeitung. Sie integriert die Disziplinen der Kognitiven Psychologie, der Linguistik, der Computerwissenschaft, der Psychobiologie, der Anthropologie, der Philosophie und der Künstlichen Intelligenz. Manche Autoren umschreiben das Ziel der Kognitiven Wissenschaft als den neuerlichen Versuch der Lösung der klassischen Probleme westlichen Denkens — der Bestimmung der Natur des Wissens und der Art seiner mentalen Repräsentation [...] Das wichtigste Werkzeug ist der Computer; sein Einsatz, als Denkmodell und als Forschungsmethode, verbindet Grundlagenforschung und Anwendungsgebiete über unterschiedliche Disziplinen hinweg.“ [Foto links: Ernst von Glasersfeld, Mitbegründer des erkenntnistheoretischen Konstruktivismus (zusammen mit Heinz von Förster, dem Vordenker der Kybernetik der 50er und 60er Jahre des 20. Jh., und dem Psychiater Paul Watzlawik) und ein Wegbereiter des kognitionswissenschaftlichen Paradigmas]
Die zentrale Hypothese ist, dass Kognition am Besten in den Griff zu bekommen ist durch das Zusammenspiel (i) einer mentalen Datenbasis in Form mentaler Abbildungen oder Repräsentationen und (ii) Berechnungen oder Komputationen auf dem Material der mentalen Datenstrukturen oder Repräsentationen. Hierzu ein einführender Text zur Kognitionswissenschaft:
Einführung_ Kognitionswissenschaft_Trier.pdf
Einen Überblick mit Basisliteratur zur Kognitionswissenschaft bietet folgende Verknüpfung:
Überblick_Kognitionswissenschaft_Literatur.pdf
Einen Querschnitt auf hohem Niveau zur Forschung in den einzelnen Disziplinen der Kognitionswissenschaft bietet das Interdisziplinäre Forschungszentrum für Neurowissenschaften (IFZN) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Das Zentrum kooperiert im Bereich Neurophilosophie mit dem Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS).
Simulation des Denkens
Zur Formalisierung des Denkens in der Logik als einer Kerndisziplin der Kognitionswissenschaft gesellt sich in der Gegenwart die Simulation des Denkens, ebenfalls schwerpunktmäßig unter dem neuen Dach der Kognitionswissenschaft (KW). In dieser Hinsicht kann man die KW als angewandte Logik oder Semiotik ansprechen. Es wurde gesagt: Der Einsatz des Computers als Denkmodell und als Forschungsmethode, verbindet kognitionswissenschaftliche Grundlagenforschung und Anwendungsgebiete über unterschiedliche Disziplinen hinweg. Besonders repräsentativ und bahnbrechend war die kognitive Architektur, also das Computerprogramm SOAR, von Allen Newell und H. Simon [Foto links], das eine Reihe hochstufiger menschlicher kognitiver Fähigkeiten zusammenführt und realisiert (vgl. Newell: Unified Theories of Cognition, Harvard 1989).
Die KW verwendet dabei fast ausschließlich das sogenannte Symbolverarbeitungsparadigma. Konzeptualistische Propositionen und / oder lingualistische Sätze und / oder imaginale, spatiotemporale (analoge) Bilder werden als Wissensrepräsentationen oder Datenbasen nach formalen Regeln manipuliert bzw. verarbeitet.
Der Verarbeitungsprozess wird dabei entweder logisch verstanden: als nachgebesserte deduktive Standardlogik (Logik der Circumscription, Defaultlogik, Autoepistemische Logik); oder er wird linguistisch verstanden: als angeborene mentale Sprache des Denkens in Isomorphie zur Realität (Fodor); und / oder als Konstruktion und Manipulation mentaler Modelle oder Schemata (Johnson-Laird). Daneben gibt es gemischte Ansätze, die die diagrammatische (mentale Modelle) und algebraische (logische Formeln) Dimension verbinden (etwa Gärdenfors, Foto oben).
In der Regel wird der Geist dabei interpretiert als ein informationsverarbeitender Automat oder Medium. Die KW setzt so stillschweigend eine explizit erzeugte Wirklichkeit voraus, die analysierbar ist in kontextunabhängigen Daten — ohne die in Folge aufgelisteten vorgängigen Leistungen zu behandeln, vor [!] der logischen, linguistischen oder imaginalen Modellierung und Formalisierung des Denkens und Handelns:
— Deskriptive Strukturanalyse (Kategorialanalyse).
— Verstehende Interpretation (Hermeneutik): Operationen in Symbolsystemen sind zwar auch bedeutungssensitiv, aber nicht im normalen Vollsinn. Erst die semantische Kompetenz des Benutzers eines Systems interpretiert und fixiert den Inhalt der Zeichen. Die Interpretation von Zeichen und die Ermittlung ihrer Wahrheit besteht nicht im mechanischen Dekodieren einer Zeichenkette, sondern im korrekten Verständnis des Bezeichneten und dessen systematischer Einbettung in vorausgesetzten Selbstverständlichkeiten (Searle, Bealer).
— Vorwissen (Präsuppositionslogik) — kreative Hypothesenbildung (Abduktionslogik) — empirische Hypothesenbestätigung (Induktionslogik).
— Pragmatik und Rhetorik: Argumentation ist eine kommunikative Handlung. Argumentieren hat ferner primär und erstrangig nicht formale Topoi, sondern materiale Topoi zur Basis (Toulmin, Hintikka).
— Phänomenologie: Wahrnehmung folgt nicht dem behavioristischen Reiz-Reaktions-Paradigma, sondern ist das Resultat von Selektion, Identifikation, Organisation und Konstruktion. Wahrnehmung ist ferner nicht nur symbolverarbeitend, sondern hat subsymbolische, unbewusste, intuitive neuronale und phänomenonale Prozesse zur Voraussetzung. Dies ist die Vorkonstitution hochstufiger symbolverarbeitender und regelgeleiteter Kognition in passiver Synthesis. Dem trägt allerdings der sogenannte PDP-Ansatz der KW Rechnung: Parallel verteilte Informationsverarbeitung (Parallel-Distributed-Processing) thematisiert diese subsymbolische Mikroebene der Kognition (Churchland).
Eine souveräne Diskussion obiger kognitiver Leistungen im Detail bietet Ralf Müller: Logik, Zeit und Erkennen. Zum Problem der formalen Darstellung der Dynamik und der Temporalität des Erkennens bei Charles S. Peirce, in zeitgenössischen Logiken und in der Kognitionswissenschaft, Diss. Mainz [zugleich: (1999) Die dynamische Logik des Erkennens von Charles S. Peirce, Würzburg]. Sein Fazit: Die KW als Simulation oder Reproduktion des Denkens ist nicht dasselbe wie eine Definition oder Theorie der Kognition.
Eine globale wissenschaftstheoretische Einbettung dieser Leistungen unternahm zuletzt Th. M. Seebohm: History as a Science and the System of the Sciences, London / New York / Shanghai 2015. Seebohm, übrigens neben Jon Barwise und John Perry auch Mentor von Ralf Müllers Arbeit, bestimmt die kognitive Konstitution der geschichtlichen Lebenswelt als Grundwissenschaft und gemeinsame Ausgangsbasis der Natur- und Geisteswissenschaften. Philosophen vom Fach sehen sofort, dass hier Gadamers heute weltweit rezipierte philosophische Hermeneutik als universelle, nicht nur geisteswissenschaftliche Wissenschaftstheorie Pate steht. Man kann sagen, dass Gadamers Hermeneutik das wahrscheinlich wirkmächtigste Plädoyer für die unabdingbare Reflexion der in Rede stehenden kognitiven Leistungen ist. Peirces Pragmatismus und Husserls Phänomenologie machen zwar auch viele der Punkte stark, haben aber nie wie Gadamer selbstverständliche allgemeine Aufmerksamkeit erlangen können.
Ein Hauptanliegen Seebohms ist bzw. war, diese philosophische Hermeneutik methodisch aufzubereiten und zu strukturieren. Denn Gadamers Grundlegungschrift Wahrheit und Methode argumentiert rein prinzipiell und informell, so dass böse Zungen den Titel zu Wahrheit ohne Methode umformulierten. Seebohm gab Gadamers Wahrheit die Methode. Erstmals geschah dies in Zur Kritik der hermeneutischen Vernunft (Bonn 1972). Gadamer anerkannte das Unternehmen ausdrücklich als kongenial, als "eine ausgezeichnete Analyse dessen, was bei dem Verfahren der Interpretation Methode ist" (Wahrheit und Methode II, Tübingen 21993, 457). Eine noch weitaus umfassendere Analyse und Synthese von "scientific methodological hermeneutics" ist sodann Seebohm: Hermeneutics, Method, and Methodology, Berlin / Heidelberg / Dordrecht 2005. Seebohm bringt auch Korrekturen an Gadamers Hermeneutik an, ist aber zurecht der Meinung, dass eine subjektivistische und relativistische Lesart derselben unzutreffend ist. Wer Gadamers Originaltexte liest, wird sowieso den Eindruck gewinnen, dass es ihm im Gegenteil um objektive, zeitunabhängige Geltung speziell auch klassischer Einsichten der Tradition und ihrer Autoritäten zu tun ist (vgl. besonders Vorwort und Schluss von Wahrheit und Methode I).
In der KW selbst integriert die oben gelisteten und für eine Theorie und nicht nur Simulation der Kognition unabdingbaren kognitiven Leistungen nach meinem Kenntnisstand am ehesten Peter Gärdenfors, Universität Lund. Vgl. ders.: Conceptual spaces. The Geometry of Thought, Cambridge, Mass. 2000. Gärdenfors' differenzierte Synthese ist cum grano salis als neokantisch zu bezeichnen. Hier eine Skizze seines Ansatzes:
KW_Mentale_Geometrie_Gärdenfors_B.pdf
Eine gute Darstellung und Bewertung der Rolle der Informatik in der Kognitionswissenschaft bietet der Wissenschaftstheoretiker Klaus Mainzer (1994) Computer — Neue Flügel des Geistes? Die Evolution computergestützter Technik, Wissenschaft, Kultur und Philosophie, Berlin / New York. Eine komprimierte Darstellung dieses 800-seitigen Mammutwerkes hat Mainzer mit Computerphilosophie, Hamburg 2003, vorgelegt. [Weitere Veröffentlichungen des Autors zu dieser Materie finden Sie bei Professor Klaus Mainzer, Lehrstuhl für Philosophie und Wissenschaftstheorie / Carl von Linde-Akademie, Technische Universität München]
Hier eine Übersicht der Thesen K. Mainzers zur Informatik. Literaturverweise in diesem Thesenpapier werden in obiger Vernüpfung "Überblick_Kognitionswissenschaft_Literatur.pdf." aufgeschlüsselt:
Epistemische Logik
Logische Modelle der menschlichen Kognition alias der Themen der Kognitionswissenschaft werden von der epistemischen Logik entwickelt, welche die Stellung des Erkenntnissubjektes in der Logik berücksichtigt und die Dynamik rationaler Untersuchung und ihrer Repräsentation in epistemischen (Wissen, dass ...) und doxastischen (Glauben, dass ...) Zuständen modelliert. Man kann sie daher cum grano salis eine Logik der Intentionalität nennen: "Intentionality ... is simply that property of the mind by which mental states are directed at or about or of objects and states of affairs in the world" (Searle). Dies betrifft v.a. die Formalisierung und Modellierung der oben angesprochenen kognitiven Leistungen. In Künstliche-Intelligenz-Kreisen ist ein solches logisches System ein intelligent agent. Einen ersten sehr guten Überblick zur Stellung und Arbeit der epistemischen Logik vermittelt der entsprechende Eintrag von Vincent Hendricks und John Simons auf der Stanford Encyclopedia of Philosophy.
Die epistemische Logik hat dabei insbesondere mit der Ebene der Pragmatik in der menschlichen Kognition zu tun, also mit der Subjekt- und Kontextabhängigkeit der Bedeutungsfixierung (intensionale Präzisierung oder Desambiguierung) und referentiellen Fixierung von Termen und Propositionen. Wie die Diskussion der letzten Jahrzehnte ferner gezeigt hat, ist dies nicht ohne wechselseitiges semantisches Vorwissen (hermeneutische Präsuppositionslogik), gemeinsame praktische Diskursvoraussetzungen (Konversationsmaximen) sowie deiktische Indexikalität und intentionale Perspektivität zu haben. Es ist daher kein Zufall, sondern folgerichtig, wenn neuere Entwicklungen der epistemischen Logik versuchen, dieses Vorwissen (common knowledge) und diese Maximen (conventions) sowie diese Kontextualität (systems of agents, multi-agent-semantics) zu modellieren. Zu vergleichen ist etwa Fagin, R. / Halpern, J. Y. / Moses Y. / Vardi, M. Y.: Reasoning about Knowledge, Cambridge, Mass. 1995.
Die angesprochenen Entwicklungen zeigen die epistemische Logik in einem engen Zusammenhang mit der intensionalen Logik, welche die Dimension der Begriffsanalytizität oder Intensionalität (Bedeutungs- oder Sinnanalyse) behandelt. Beide Logiken sind die bedeutendsten theoretischen Gegenstandsgebiete der nachklassischen formalisierten Logik. Dazu kommt die Zeitlogik, deren Instrumentarium benötigt wird, um die Dynamik des Wissenserwerbs und der Revision von Glaubensüberzeugungen zu formalisieren. Die aktuelle Forderung in der epistemischen Logik ist daher jene nach einem multi-modal-Ansatz, also nach Integration der verschiedenen Modalsysteme der nachklassischen Logik: epistemische Modaloperatoren + intensionale Modaloperatoren + temporale Modalloperatoren etc. Über diese aktuelle Situation informieren Hendricks, V. F. / Jørgensen, K. F. / Pedersen, S. A. (eds.): Knowledge Contributors, Dordrecht 2003, und Hendricks, V. F.: Mainstream and Formal Epistemology, Cambridge / New York 2005. Bahnbrechend war hierfür u.a. Gärdenfors, P.: Knowledge in Flux — Modelling the Dynamics of Epistemic States, Cambridge, Mass. 1988 [22008].
Viele halten Jaakko Hintikka für den maßgeblichen Begründer der epistemischen Logik, welche wir auch als Logik der Intentionalität angesprochen haben. Intentionalität bekommt man nun fachtechnisch gut mit propositionalen Einstellungen (propositional attitudes) in den Griff. Und deswegen ist Hintikkas klassische und bis heute in der epistemischen Logik grundlegende Behandlung der propositional attitudes in dem Aufsatz 'Semantics for Propositional Attitudes' ein erstrangig wichtiges Papier, das im Übrigen zum Ziel hat, die intensionale Begriffslogik aus propositionalen Einstellungen möglichst heraus zu halten. Die folgende Verknüpfung enthält eine Rekonstruktion und Diskussion von Hintikkas Papier.
Die Arbeitshypothese der folgenden fachtechnischen Rekonstruktion ist, dass es bei der unmittelbaren und kontextfreien Behandlung der propositionalen Einstellungen in der Prädikatenlogik 1. Stufe mindestens in vielen Fällen möglich ist, intensionale Fragestellungen auszublenden. Das ist das Verdienst und das relative Recht von Hintikkas Semantics for Propositional Attitudes. Intentionalität schließt nicht notwendig und unmittelbar Intensionalität ein. Das geht aber nicht mehr, wenn mittelbare semantische Voraussetzungen und der kommunikative Kontext von propositional attitudes ins Spiel kommen. Das sollte aber gerade in einer epistemischen Logik geschehen, die die epistemischen Voraussetzungen und den epistemischen Kontext von Logikkalkülen thematisiert. Vgl. weiterführend hierzu auch das Untermenu Logische Referenz.
Mathematik und Linguistik in der KW
Mathematisierung des Denkens
Die Kognitionswissenschaft sieht in Gottfried Wilhelm Leibniz (1646—1716, Bild rechts von Johann Friedrich Wentzel ca. 1700) ihren ersten großen Vordenker. Leibniz hatte bekanntlich die Logik als philosophische Grundlagenwissenschaft reiner Formen und Prinzipientheorie der Grundbegriffe, Grundsätze und Vernunftwahrheiten konzipiert. Leibniz folgt dabei dem schon von Descartes propagierten mathematischen Methodenideal, d.h. sachlich dem von Euklids Elementen und der aristotelischen Wissenschaftstheorie der Zweiten Analytiken begründeten methodus scientifica. Eine systematische Darlegung und Erörterung von Leibniz' Logik finden Interessierte im Untermenu Logische Metatheorie, Abschnitt 'Transzendentale Reflexionsbegriffe'. Heute sieht die KW neuerdings in der Mathematik und Mathematisierung (Operationalisierung) ein methodisches Ideal. Sie steht daher wie Leibniz vor der Frage nach der Reichweite und Leistungsfähigkeit der Mathematik. Hierzu diese Hinweise auf andernorts vorgestelltes Material: Dass die mathematische Methode weder in der Lage ist, die Gesamtwirklichkeit noch die Gesamtkognition in den Griff zu bekommen zeigt Heisenbergs wissenschaftstheoretische Programmschrift Ordnung der Wirklichkeit. Dass und wie jedoch die Realität und Kognition durchaus mathematischen Gesetzen folgen, zeigt das Untermenu Logische Grammatik und die Forschungsberichte Platonische Grundlegung der Mathematik sowie Neue Entwicklungen zur platonischen Mathematik und Wissenschaftstheorie. Die Stellung der Mathematik in der Kantischen Theorie der Kognition skizziert das Papier: Zum Übergang von kantischer Logik und mathematischer Logik.
Die wissenschaftstheoretische Stellung und Leistungsfähigkeit der Mathematik in sich versuchen mathematische Grundlegungsprogramme zu beantworten. Hierzu diese Skizze der gegenwärtigen Grundlagendiskussion in der Mathematik:
Lingualisierung des Denkens
Neben der Mathematisierung ist die Lingualisierung der Kognition ein zweites starkes Motiv in der Kognitionswissenschaft. Gemeint ist damit der Einfluss des seit der 2. Hälfte des 20. Jh. sehr dominanten lingualistischen Paradigmas, also der Gleichsetzung von Kognition mit Sprache. Wir verweisen für eine umfassende systematische Erörterung dieser These auf das E-Buch Philosophie der Logik. Dort kommen alle herein spielenden Gesichtspunkte zur Verhandlung.
Eine erste Übersicht zur zweifellos erstrangigen Stellung, aber auch zu Grenzen des sprachlichen Repräsentationsformates in der Kognition, können Interessierte auf dem folgenden Papier einsehen. Die Verknüpfung enthält eine Liste von 28 Eckdaten der Psycholinguistik und Kognitiven Linguistik zum Zusammenhang von Realität, Denken und Sprache. Das Interesse gilt dabei besonders der interdisziplinären Bewertung der logischen und transzendentalen Grammatik und intensionalen Begriffslogik, welche in der kantischen Kritik und Theorie der Vernunft im Zentrum stehen. Das Papier bündelt in dieser speziellen Hinsicht Material aus anderen Menus, wie auch weiterführendes Material dem E-Buch zum Thema: Bausteine der Erkenntnistheorie entnommen werden kann. [Foto oben: Jerry Fodor, 1935—2017, einflussreicher Vordenker einer sehr spezifischen Form des Lingualismus, welche die Gegenstände und Operationen des Denkens mit einer angeborenen Sprache des Geistes (language of thought, mentalese) gleichsetzt, aber ansonsten sich für die parallele Existenz weiterer Repräsentationsformate und Module der Informationsverarbeitung stark macht: Modularität des Geistes (modularity of mind)]