Dr. phil. Paul Natterer

Aktualistisches und kataklysmisches Modell

Der Begriff Aktualismus oder Uniformitarismus meint, dass auch in der geologischen und ökologischen Vergangenheit gleichförmig nur die aktuell vorfindlichen physikalischen Prozesse und Veränderungsgeschwindigkeiten existierten:

„Die Grundlage der Geologie als moderner Wissenschaft ist das Prinzip des Uniformitarismus (im amerikanischen Sprachgebrauch als ‚uniformitarianism‘ bekannt). Es besagt, daß es in der Natur Gesetze gibt, die sich im Laufe der Zeiten nicht veränderten. Natürlich gilt dieser Uniformismus nicht nur in der Geologie, sondern in allen Naturwissenschaften die Physiker beispielsweise berufen sich auf das Prinzip des Uniformismus. wenn sie annehmen, daß die Ergebnisse eines Experimentes auch Tage, Jahre auch Tage, Jahre oder Jahrhunderte nach seiner G3 Charles Lyell by David Octavius Hill c1843-47Durchführung noch auf entsprechende Vorgänge anwendbar sind; doch die Geologen achten dieses Prinzip des Uniformismus weitaus höher, da wie wir noch sehen werden die allgemeine Akzeptanz dieses Grundsatzes in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts den Beginn der Geologie als moderne Naturwissenschaft kennzeichnet. Um sich von der strengen philosophischen Auslegung dieses Begriffes zu trennen und Verwechslungen auszuschalten, wurde für dieses geologische Grundprinzip der Begriff ‚Aktualismus‘ geprägt.

Im Unterschied zum Uniformismus gehorcht der in Deutschland gebrauchte Begriff des Aktualismus einem nicht ganz so anspruchsvollen Prinzip, nämlich der naheliegenden Methode, Vergangenes aus den zu beobachtenden Vorgängen der Gegenwart zu erschließen. Solche Erkenntnisse lassen sich dann auch auf die Bildungsbedingungen der ältesten Gesteine der Erde anwenden. Ein Beispiel: Wenn wir Rippelmarken auf der Oberfläche von altem, verfestigtem Sand (also von Sandstein) sehen, dann unterstellen wir, daß diese Rippelmarken in derselben Art und Weise entstanden, wie sich Rippelmarken auch heute noch bilden, nämlich unter dem Einfluß einer bestimmten Art von Wasserbewegung oder durch Wind. Ein weiteres Beispiel: Stoßen wir auf alte Gesteine, die große Ähnlichkeit mit Gesteinen haben, die heute bei Vulkanausbrüchen in Hawaii aus flüssiger Lava erstarren, so unterstellen wir, daß die alten Gesteine ebenfalls vulkanischer Herkunft sind.“ (Stanley 1994, 1—2) [Bild oben: Charles Lyell (17971875), Professor der Geologie an der University of London, mit dem Werk Principles of Geology (18301833) der einflussreichste Vordenker des Aktualismus im 19. Jh.]

Die sogenannte Litho-Stratigraphie untersucht dabei Gesteinsabfolgen in ihrer relativen zeitlichen Ordnung zueinander anhand anorganischer Merkmale und Inhalte: „Gesteine bestehen aus miteinander verzahnten oder sich berührenden Körnern, die gewöhnlich aus einem einzigen Mineral bestehen. Ein Mineral ist entweder ein natürlich vorkommendes anorganisches festes Element oder eine chemische Verbindung, und es ist durch eine charakteristische Internstruktur, ein Kristallgitter, gekennzeichnet.“ (Stanley 1994, 3) Die ergänzende Biostratigraphie stützt sich auf die Paläontologie (heute: Paläobiologie), welche die Überreste von Lebewesen aus der geologischen Vergangenheit erforscht. Sie beschreibt und deutet die Fossilüberlieferung und wird von der Geologie ebenfalls zur Bestimmung der Länge der erdgeschichtlich verflossenen Zeit herangezogen. Voraussetzung hierfür ist das Postulat der zeitlich, dynamisch wachsenden Komplexität biologischer Lebensformen in einer evolutiven Artenfolge von primitiven Bakterien und Mehrzellern zu immer fortschrittlicheren, höher entwickelten Pflanzen und Tieren.

Die heute allgemein akzeptierten mindestens fünf globalen Katastrophen kosmischen Ausmaßes seit dem Paläozoikum machen diese Voraussetzung a priori fraglich (siehe Stanley 1994, 140). Darauf und auf empirische Belege für variable oder widersinnige Messergebnisse weisen Kritiker der etablierten Geochronologie hin (siehe nächstes Kapitel). Deswegen entstand seit 1980 bis 1990 das alternative Modell des Neokatastrophismus:

„Generell läßt sich das Prinzip des Aktualismus in dem einen Satz zusammenfassen: 'Die Gegenwart ist der Schlüssel zur Vergangenheit.' Dieser Gedanke ist allerdings nur teilweise richtig. Obgleich man allgemein der Ansicht ist, daß die Naturgesetze im Laufe geologischer Zeiten unverändert geblieben sind, haben sich doch nicht alle Ereignisse der Vergangenheit bisher in der Gegenwart wiederholt. Zum Beispiel glauben viele Wissenschaftler, daß durch den Einschlag (Impakt) großer Meteoriten Ereignisse wie das Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren erklärt werden können. Man hat berechnet, daß der Einschlag eines riesigen Meteoriten von zehn Kilometern Durchmesser, der genau ins Meer träfe, eine gewaltige Flutwelle erzeugen würde; doch weil wir bislang keinen solch gewaltigen Meteoriteneinschlag beobachtet haben, läßt sich nicht genau angeben. was sich sonst noch ereignen könnte. Man hat vermutet, daß der feine Staub, der dabei in die Atmosphäre hinausgeschleudert werden müßte, die Sonneneinstrahlung auf der Erdoberfläche für eine gewisse Zeit mehr oder weniger stark vermindern würde [...] Wir [werden] sehen, daß sich für diese Behauptung durchaus Belege anführen lassen; da wir aber die Folgen eines solchen Geschehens heute nicht beobachten können, macht es Schwierigkeiten, diese Vorstellung zu beweisen. Anders ausgedrückt: in diesem Falle läßt sich das Prinzip des Aktualismus nicht anwenden.

Weiterhin haben die Geologen festgestellt, daß sich auch die Bildung bestimmter Gesteine rezent nicht beobachten läßt. In solchen Fällen gehen die Geologen üblicherweise davon aus, daß (1) die in Frage kommenden Gesteine unter Bedingungen gebildet wurden, die heute nicht mehr existieren, daß (2) die Bildungsbedingungen dieser Gesteine zwar noch immer gegeben sind, aber nur in zu großen Tiefen, um sie beobachten zu können, und daß (3) die Bedingungen heute noch erfüllt sind, jedoch die Bildung solcher Gesteine einen zu langen geologischen Zeitraum in Anspruch nimmt. So stellen beispielsweise Eisenerzlagerstätten, die über zwei Milliarden Jahre alt sind, Lagerstättentypen dar, deren Bildung sich heute nicht mehr direkt beobachten läßt. Es ist anzunehmen, daß zur Bildungszeit dieser Erzlager auf der Erde chemische Bedingungen herrschten, die von den heutigen stark abwichen, und weiterhin ist davon auszugehen, daß die Gesteine später einer schwachen Umbildung unterlagen. Wegen des Auftretens dieser Bändereisenerze muß jedoch nicht unbedingt das aktualistische Prinzip aufgegeben werden, da kein Beweis dafür vorliegt, daß Naturgesetze verletzt worden waren, aber die Geologen sind hier mit einem Problem konfrontiert, bei dem sich das Prinzip des Aktualismus nicht anwenden läßt; denn im Laufe seiner kurzen Lebensspanne wird ein Mensch nie die Gelegenheit haben, die Entstehung solcher Bändereisenerze zu beobachten.

Bei dem Versuch, diese Probleme zu lösen, haben die Geowissenschaftler damit begonnen, Gesteine künstlich herzustellen, indem sie versuchen, im Labor Bedingungen zu schaffen, wie sie in großen Tiefen der Erde herrschen. Dazu setzen sie chemisch einfach gebaute Substanzen wesentlich höheren Drücken und Temperaturen aus, als sie an der Erdoberfläche herrschen. Solche Experimente weisen auf die Spannbreite der Bedingungen hin unter denen sich in der Natur bestimmte Gesteinstypen gebildet haben können. Mit diesen Experimenten erweitern die Geologen gewissermaßen das Anwendungsgebiet des Aktualismus, indem sie ihn nicht nur für das, was rezent in der Natur geschieht, als Erklärungsmodell heranziehen, sondern ihn auch auf das anwenden, was unter künstlichen Bedingungen im Labor geschieht und sich unter natürlichen Voraussetzungen möglicherweise in der Vergangenheit ereignet hat.“ (Stanley 1994, 13)

Die geologische Zeitskala stützt sich dabei für absolute Datierungen insbesondere auf die Radiometrie: Uran-Blei-Methode, Kalium-Argon-Methode, Rubidium-Strontium-Methode sowie auf die Radiocarbon-Methode, die in Folge bewertet werden. Eine zentrale Voraussetzung der Verlässlichkeit dieser Methoden ist wiederum der Uniformitarismus oder Aktualismus. Wir haben im aktualistischen Modell drei Prinzipien: Uniformitarismus — langsame zeitliche Superposition — zeitliche Artenfolge, dynamisch wachsende Komplexität.

Lithostratigraphie

Lagerungsgesetz und Diagenese

Die Litho-Stratigraphie untersucht wie oben gesagt Gesteinsabfolgen in ihrer relativen zeitlichen Ordnung zueinander anhand G1 Johann Gottlob Lehmannanorganischer Merkmale und Inhalte. Es gilt i.A. das Lagerungsgesetz oder das Prinzip der zeitlichen Superposition: von oben nach unten = von neu nach alt. Dieses Gesetz wurde durch die sog. sequentielle Stratigraphie jedoch eingeschränkt. Danach sind übereinander gelagerte Schichten nicht notwendig Beleg für zeitlich periodisch unterbrochene Ablagerungen, sondern diese können gleichzeitig, kontinuierlich entstanden sein. Umgekehrt müssen nicht alle Teilbereiche einer Schicht gleich alt sein (Julien, P. Y.: Erosion and Sedimentation, Cambridge, Mass. 1995). [Stich links: Johann Gottlob Lehmann (17191767), Bergrat und Professor der Geologie in Berlin und St. Petersburg: Mit seinem Werk Versuch einer Geschichte von Flötz-Gebürgen von 1756 ist er der Begründer der Stratigraphie]

Seit 1980 bis 1990 entstand nun darüber hinaus, wie erwähnt, das alternative Modell des Neokatastrophismus. Es bestreitet in mehr oder minder großem Ausmaß die o.g. drei Prinzipien des aktualistischen Modells: Uniformitarismus — langsame zeitliche Superposition — zeitliche Artenfolge oder zunehmende evolutive Komplexität.

Ein Schlüsselargument ist dabei, dass hohe Temperaturen (ab 150°) und große Drücke (von überdeckenden Gesteinsschichten ab 1000 Metern Mächtigkeit) Bedingung der Versteinerung oder Verfestigung losen Gesteinsmaterials zu Sedimentgesteinen sind. An der Erdoberfläche ist dies unter normalen, aktualistischen Umständen nicht möglich. Für magmatische oder vulkanische Eruptivgesteine ergibt sich hier kein Problem, da diese aus dem magmatischen Erdmantel herrühren, in dem hohe Temperaturen und große Drücke herrschen.

Hinsichtlich metamorphen Gesteinen trägt diesen Erfordernissen das geologische Konzept der Regionalmetamorphose Rechnung. Danach entstehen Metamorphite (aus bereits bestehenden Ablagerungsgesteinen [Sedimentiten] oder Eruptivgesteinen [Magmatiten] umgewandeltes Gestein), indem das Ausgangsgestein per Subduktion, durch einen Umwälzungsprozess der Erdkruste, an den Rändern tektonischer Platten mehrere Kilometer bis viele Dutzend Kilometer in untere Schichten der Erdkruste transportiert wird. Dort lässt die Theorie sie durch den dann vorhandenen Druck durch viele tausende Meter Überdeckung und entsprechende hunderte Grad Hitze der Umgebung umwandeln und wieder zurück an die Erdoberfläche wandern (Press / Siever 2017, 145—166; Blöss 2000, 99) Die Umwandlung betrifft meist die Mineralzusammensetzung und die Struktur des Gefüges. So zeigen metamorphe Gesteine oft eine lagige Schieferung oder geschichtete Bänderung. Wenn nicht ganze Regionen betroffen sind, sondern nur eine lokale Aufschmelzung resp. Umwandlung. z. B. in der Umgebung aufsteigenden Magmas, spricht man von Kontaktmetamorphose.

Gelegentlich, so im Verständnis Zillmers offensichtlich von Geologen und Paläontologen des weltgrößten Dokumentationszentrums zu Dinosaurierfossilien Dinosaur National Monument (Colorado), wird die Regionalmetamorphose als Erklärung der Schulgeologie für Fossilisation vorgestellt (vgl. Zillmer 2011, 60, 80—81, 86),. Nun ist das sicher im allgemeinen unzutreffend, da die aus der Regionalmetamorphose kommenden metamorphen Gesteine wie Gneise und kristalline Schiefer als so stark in Chemie, Struktur und Mineralgröße verändert gelten, dass sie fast alle fossilienfrei sind. So ist auch Marmor ein metamorphes Gestein aus dem Ursprungsgestein (Protolith) Kalkstein, in welchem die oft zahllos in Kalkstein eingebetteten Fossilien nicht mehr vorhanden sind.

Der geologische Fachbegriff für Gesteinsbildung aus losen mineralischen Sedimenten (Sande, Tone, Quarzite, Kalke und sonstige Salze sowie Mischungen) und organischem Material (Phyto- und Zooplankton, Pflanzen und Tiere) ist Diagenese. In vielen physikalischen, chemischen und biologischen Prozessschritten wird das Ausgangsmaterial immer mehr verfestigt (Kompaktion), neu strukturiert und mineralisiert (Lösungs- und Ausfällungsreaktionen) und zementiert (mittels Fluidmineralien), wobei große Drücke und Temperaturen in der Endphase erforderlich sind. Die Endphase wird daher in den mittleren und unteren Schichten der Erdkruste bei 10 bis 30 km Tiefe lokalisiert. Deswegen gilt in der Geologie die Grenze zwischen Diagenese und Regionalmetamorphose als fließend. Oft ist es eine Definitionssache. Deswegen ist die Häme schulgeologischer Gegenkritiker Zillmers etwas knabenhaft, wenn sie ihm eine ignorante Verwechslung von Regionalmetamorphose und Diagenese vorwerfen.

Im Prozess der Diagenese ist auch das Phänomen der Fossilisation angesiedelt. Unter bestimmten Umständen kann bei schnellem Sauerstoffabschluss biogenes Ausgangsmaterial in verschieden gutem Erhaltungszustand der Einkohlung oder Umwandlung in Kettenwasserstoffe (Erdöl / Erdgas) entgehen. Sehr oft werden die Organismen (bzw. meist deren bereits zerstreute Teile) durchaus vollständig zersetzt, während die sie umgebenden Hohlkammern mit Fluidmineralien oder dgl. aufgefüllt werden, die dann deren Form konservieren. 

Kritiker machen hier geltend, dass (i) identische Fossilienhorizonte weltweit — nicht nur regional — und perfekt — nicht zermalmt und zerquetscht — erhalten sind und (ii) dies zudem oft in dünnen, zerbrechlichen Gesteinsschichten, welche (iii) in vielen Fällen intakte Momentaufnahmen und komplette Ökosysteme (Nester etc.) konservieren, wobei (iv) einerseits die Ablagerungsgeschwindigkeit von Schiefergestein 1 Meter in 300 Jahren und von Kalkstein 1 Meter in 20.000 Jahren sein soll, andererseits aber 1 cm tiefe intakte fossile Tierspuren vorliegen, welche sich also trotz Erosion, Regen, Wind, Unwettern etc. 200 Jahre frisch und unverändert erhalten haben sollen. Vollends sperrig sind (v) die zahllosen oberflächennahen Fossilfunde in situ [!], deren Ort mit Untergrund/Umgebung also nicht verändert wurde (Blöss 2000, 101). Weltweit (v.a. in der Wüste Gobi) ragen unversehrte Saurierskelette oft aus dem Boden heraus, sind oberflächennah — nach 65 Mio Jahren.

Drücke — Temperaturen — Reagentien — Zeitfenster

Das Modell des Neokatastrophismus sieht daher in regionalen und globalen schnellen Katastrophen an der Erdoberfläche die zentrale Bedingung für Versteinerung und Fossilienkonservierung. Eine solche katastrophische oberflächennahe Zuschüttung ist bei Asteroidenimpakten und Vulkanismus gegeben, ebenso die erforderlichen Drücke und Hitzegrade (1000°100.000° C) und die chemischen Reagentien für schnelle Erhärtung, Abbindung von Sedimenten analog zur Entstehung von Beton oder Keramik. Denn das Brennen von Kalkstein und Ton ergibt Zement. Und Zement mit Gesteinskörnung (Sande und sonstige Mineralien) und Wasser ergibt Beton. Solche Katastrophenszenarios bieten „auf natürlichem Weg schnell erhärtende Bindemittel jeder möglichen Art“ so dass die „schnelle Erhärtung der Sedimente zu festem Gestein“ nachvollzogen werden kann (Zillmer 2011, 84; Blöss 2000, 101103). Auch Whitcomb/Morris (1977, 420) betonen die zentrale Rolle verfestigender Substanzen wie Quarz und Kalkspat.

Insbesondere Kohle und Erdölerzeugung sind, so die Kritiker des Aktualismus, abhängig von globalen schnellen Katastrophen, sonst erfolgt keine Konservierung resp. Versteinerung. Nun, das ist insofern richtig als nur verschüttete und eingeschlossene Organismen für die Einkohlung und Bildung von Kohlenwasserstoffen wie Erdöl in Frage kommen. Aber auch die Möglichkeit und Tatsächlichkeit schneller Entstehung geologischer Formationen inkl. Öl, Kohle und Versteinerungen ist heute anerkannt (siehe in Folge). Man macht auch darauf aufmerksam, dass fossile Brennstoffe nicht nur aus biologischer Masse stammen, sondern auch deren anorganische chemische Entstehung (H + C) unter Druck und Hitze denkbar ist. [Vgl. Zillmer 2011, 213216. Ein Modell in dieser Richtung geht von vermuteten unterirdischen salzhaltigen Wasserschalen (vgl. Spektrum der Wissenschaft, 12.01.2000) zwischen Erdkruste und Erdmantel aus: Erdkruste und Erdmantel würden wie ein geologischer Kondensator mit elektrischer Ladung/Feld wirken (Zillmer 2008, 289). Dazu kommt eine vermutete elektromagnetische Wechselwirkung zwischen Sternen, Planeten und Monden (Zillmer 2008, 288) wie zwischen Erde und Sonne, deren elektrisches Feld Einfluss auf die Bewegung der Erde und die Neigung der Erdachse hat (= Bielefeld-Brown-Effekt) oder wie bei der Umkehrung des Magnetfeldes bei Jupitermonden (Zillmer 2008, 293). Der erdeigene geologische Kondensator plus elektromagnetische Wechselwirkung mit extremen Sonneneruptionen resp. Asteroiden/Kometen o.a. macht eine anorganische Entstehung von Erdöl, Kohlenwasserstoffen und Versteinerungen denkbar (Zillmer 2008, 290). Auch für unterirdische Gewitter gibt es Anhaltspunkte, welche ebenfalls Ursache anorganischer Entstehung von Erdöl und Kohlenwasserstoffen sein könnten. Plötzliche Versteinerung durch Elektrizität ist möglich und Fakt, wie das makabre Beispiel eines Cowboystiefels mit versteinertem menschlichem Bein belegt, dessen Träger offensichtlich auf eine Starkstrom-Überlandleitung fiel (so Zillmer 2008, 287).]

Das von Kritikern aus dem Umfeld von intelligent design immer wieder angeführte Beispiel ist hier der 1980 erfolgte Ausbruch des Vulkans Mount St. Helens im US-Bundesstaat Washington. Dabei sind in Stunden und Tagen geologische Formationen entstanden, die mit solchen übereinstimmen, von denen man immer angenommen hat, dass sie in sich über Tausende bis Millionen Jahre hinziehenden Prozessen zu Stande kamen. Die Erfahrungen am Mount St. Helens machten jedenfalls eines klar, nämlich dass geologische Formationen nicht nur bzw. nicht notwendig in langdauernden Prozessen entstehen, sondern durch katastrophische Vorgänge geformt werden können. Ein weiteres Beispiel, das angeführt wird, ist der sog. Kanab Creek in Utah, wo eine Sturzflut 1886 in acht Stunden eine 15 m tiefe und 80 m breite Schlucht erzeugte, da die Sediment-Transportkapazität von schnell fließendem Wasser exponentiell zunimmt: Zehnfache Erhöhung der Wassergeschwindigkeit führt zu 1000 bis 10.000facher Transportfähigkeit. Das Phänomen solcher Abtragungsfluten ist auch durch eiszeitliche großräumige Überschwemmungen nachgewiesen, welche bis Hunderte Meter tiefe Schluchten und Täler in hartes Gestein frästen (z.B. die sog. Missoula-Flut im Nordwesten der USA). In Deutschland hat der Würzburger Geologe E. Rutte analysiert, dass die 50 Meter mächtigen eiszeitlichen Schotter und Sande des mittleren Maintals mit einer reichen Säugetierfauna sehr schnell abgelagert wurden: „Die Sedimente sind in einer einzigen, einheitlichen Schüttungsphase ohne nennenswerte Unterbrechung geschüttet worden“, wobei die heutige Geologie weder die Gestellung der hierfür nötigen riesigen Wassermengen noch die Herkunft der Sedimentmassen erklären kann (Rutte: Die Fossilfundstellen des Mittelmaincromer im stratigraphischen Vergleich mit den benachbarten Fundstellen. In: Quartärpaläontologie 8, Berlin 1990, 233236).

Weitere Beispiele sind die sog. Schmiedefeldformation, deren Entstehungsdauer nach der Faktenlage von 20 Mio. Jahren auf ein Zeitfenster von Jahrhunderten verkürzt werden muss (Stephan a.a.O. 2010, 265); sowie der bekannte Nusplinger Plattenkalk, wo 1017 Meter mächtige Ablagerungen in Jahrzehnten entstanden (Stephan 2010, 267268).

Es ist nach langen Debatten heute wohl anerkannt, dass solche Befunde katastrophisch gedeutet werden müssen und nicht von den Kräften des Windes und des Wassers über Jahrtausende und Jahrmillionen herausgebildet wurden.

Schnelle aquatische Ablagerung (1): Schrägschichtung

Man verweist sodann auf Befunde der modernen Sedimentologie, dass zugängliche Sedimentschichten kurze und intensive Ablagerungen aufweisen. Bahnbrechend war hier u. a. das MIT-Forschungsprojekt von Juergen Schieber/John Southard/Kevin Thaisen: Accretion of Mudstone Beds from Migrating Floccule Ripples. In: Science, 14 December 2007, 17601763. Eine Auswertung bieten Joe H. S. Macquaker/Kevin M. Bohacs: Geology. On the Accumulation of Mud. In: Science, 14 December 2007, 17341735. Bekannt ist in diesem Zusammenhang auch der Geologe A. V. Lalomov, Direktor des geologischen Forschungslabors ARCTUR in Moskau, der deswegen offen über eine Kurzzeitgeologie nachdenkt (vgl. Alexander Lalomov et al.: Soviet Scientists and Academics debate Creation-evolution Issue. In: Technical Journal 17/1, 2003, 6769). Abgelagerte Sedimente geben Hinweis darauf, wie schnell abgelagert wurde. So zeigt Schrägschichtung, dass sie unter schnell fließendem Wasser erfolgte, unabhängig von der Größe der Areale. Je größere Wassermassen beteiligt sind, desto mächtiger sind die sich bildenden Schichten. Schrägschichtungen gibt es von Zentimeterdicken bis zu 20 Metern. Und: Sedimentschichten sind weltweit in großem Umfang schräg geschichtet und zwar gleichmäßig über kontinentale Bereiche und Hunderte Millionen Jahre (vgl. Garner a.a.O. 2011, 84).

Schnelle aquatische Ablagerung (2): Gradierte Schichten

So genannte gradierte Schichten hingegen enthalten im unteren Bereich grobe Stoffe, die nach oben hin nach und nach feiner ausfallen. Solche gradierten Schichten sind wahrscheinlich in Zeitfenstern von Stunden, Tagen und Wochen entstanden, während des Nachlassens einer Überschwemmung mit allmählicher Abnahme der Fließgeschwindigkeit. Grobe Stoffmassen werden bei hoher Wassergeschwindigkeit versetzt und abgelagert, feine Stoffe bei langsamer Fließgeschwindigkeit. Bei nachlassender Fließgeschwindigkeit wird zuerst Sand, dann feine Körner (Silt) und schließlich Ton abgesetzt (Stanley 1994, 79). Auch hier gilt offensichtlich: Große Teile der Sedimente unseres Planeten sind gradierte Schichten.

Schnelle aquatische Ablagerung (3): Kohle — Erdöl — Sande

Landläufig nimmt man auch an, dass lange Zeiträume erforderlich sind, um Kohle, Erdöl und versteinerte Holzteile entstehen zu lassen. Das entspricht jedoch nicht dem experimentellen und technischen Wissen von heute. Schnelle Entstehung von Öl ist experimentell demonstrierbar. Kohle entsteht schnell durch Druck- und Scherkräfte, siehe Otto Stutzer: Kohle, Berlin: Verlag von Gebrüder Borntraeger 1923, 86). Und: „Allem verfügbaren Beweismaterial nach zu urteilen scheint es, daß Kohle sich, geologisch gesprochen, in sehr kurzer Zeit bilden kann, wenn die Umstände günstig sind“ (E. S. Moore: Coal, New York: Wiley 21940, 143). Vgl. auch in Folge die Diskussion bei Whitcomb / Morris (1977, 293—294). Zu Versteinerungsgeschwindigkeiten organischer Materie, z.B. von Bäumen, hier dieses populärwissenschaftliche Streiflicht aus Bild der Wissenschaft (26.01.2005):

„Amerikanischen Wissenschaftlern ist es gelungen, innerhalb von wenigen Tagen Holz versteinern zu lassen. Bei diesem Prozess, der in der Natur Millionen von Jahren dauert, wird nach und nach das organische Material des Holzes durch Mineralien wie zum Beispiel kristallisierte Kieselsäure ersetzt, so dass die ursprüngliche Struktur vollständig erhalten bleibt. Mit dem neuen Verfahren wollen die Forscher die einzigartige Struktur vieler Biomaterialien für technische Anwendungen nutzbar machen. Das berichten Yong-soon Shin und seine Kollegen von den Pacific Northwest National Labors in Richland in der Fachzeitschrift Advanced Materials (Bd. 17, S. 73) [...] Das Rezept für die künstlich versteinerten Holzstücke funktioniert ganz ähnlich [wie in der Natur] berichten Shin und seine Kollegen“.

Zur Tatsächlichkeit schneller natürlicher Entstehung von Öl, Kohle und Versteinerungen verweisen Junge-Erde-Theoretiker auf ein Phänomen im Golf von Kalifornien (Guaymas-Becken), wo eine 500 Meter starke Ablagerung aus Phytoplankton (pflanzliche Mikrolebensformen des Meeres) existiert, aus der heißes Wasser von 200° C durchsetzt mit Ölblasen von ein bis zwei Zentimeter Durchmesser austritt. Das Öl entsteht in großen, fördertechnisch interessanten Mengen bei 315° C und 200 bar, ist ähnlich zusammengesetzt wie Erdöl und nach der Radiokarbonmethode 4000 bis 5000 Jahre alt. Vgl. Borys M. Didyk/Bernd R. T. Simoneit: Hydrothermal Oil of Guaymas Basin and Implications for Petroleum Formation Mechanisms. In: Nature, Vol. 342, 2. November 1989, 6569, und P. V. Smith: The Occurence of Hydrocarbon in Recent Sediments from the Gulf of Mexico. In: Science 116, 24.10.1952, 437439. Whitcomb/Morris (1977, 440449) machen hier darauf aufmerksam, dass die Erdölgeologie besonders gut erforscht ist und 50 % der Geologen für Erdölgesellschaften arbeiten; dennoch wird bei nur einer von 9 Versuchsbohrungen Erdöl entdeckt und nur eine von 1000 Versuchsbohrungen ist wirklich rentabel. Dies deswegen, (i) weil es keine klare Theorie der Entstehung und Wanderung von Erdöl gibt, (ii) weil Mikrofossilien und die Paläobiologie ohne praktische Bedeutung sind, (iii) weil Erdöl in allen geologischen Epochen und Gesteinsarten seit dem Kambrium außer dem Pleistozän vorkommt und damit ein universales Phänomen ist. Jeder Erdölsee ist von Wasser umgeben und Erdöl hat damit mit Hydrologie zu tun, was in Verbindung mit den gigantischen Massen organischen Ursprungs als Ausgangsbasis des Erdöls wiederum in einem Sintflutszenario deutbar ist. Ebenso kommen Erz- und Minaeralablagerungen in allen geologischen Epochen vor und hängen mit vulkanischen Intrusionen aus den Endphasen vulkanischer Tätigkeit zusammen, so dass auch hier die historische Geologie keine besondere praktische Bedeutung hat.

Die auf der Erde vorhandenen großflächigen und enorm starken Kohleschichten bzw. Kohlevorkommen sperren sich in vieler Hinsicht gegen eine Erklärung durch langsame geologische Szenarios. Zum Hintergrund: Eine Kohleschicht von 1 Meter hat eine vorgängige Torfschicht von 50 Metern zur Voraussetzung. Eine Kohleschicht von 10 Metern Mächtigkeit benötigt zur Entstehung also 500 Meter starke Schichten an Biomasse. Auch diese Erklärungsschwierigkeiten machen, so Junge-Erde-Theoretiker, die Annahme einer gigantischen Flutkatastrophe plausibel, die schwimmendes Pflanzenmaterial zusammengeschwemmt und in der Folge mit Erde oder Schlamm überdeckt hat. Ergänzende Indizien sind individuelle Fossilien, welche senkrecht in normalerweise in Jahrmillionen abgelagerten Schichten stehen, wie z.B. Hunderte karbonische Baumstämme in allen großen Steinkohleflözen Europas. Eine ausführliche Diskussion zur Kohleentstehung bietet das Menu 'Fiktives Känozoikum', Abschnitt Geologische Datenbasis.

In dieselbe Richtung deutet man die beobachtbaren weiträumigen bis kontinentweiten Sandtransporte oder -verteilungen. In der Sahara beobachtet man offensichtlich eine 1 Million km2 große Fläche aus Kies und Sand, welche vom Meer her angeschwemmt und abgelagert wurden und Sande in Florida (USA) stammen aus den 700 km entfernten Appalachen oder Quarzkies in Nord-Dakota (USA) stammt aus dem ebenfalls 700 km entfernten British Columbia (Kanada).

Roth: Questions about Geochronology

Kritiker stützen sich ferner auf Simulationen und Extrapolationen der verfügbaren geologischen Daten. Einen Einblick in die Argumentation kann die bis heute als grundlegend betrachtete systematische Studie des Geologen Ariel A. Roth vermitteln: Some Questions About Geochronology. In: Origins 13 (1986), Nr. 2, 6485. Roth hat unter detaillierter Auswertung der einschlägigen Fachliteratur hochgerechnet, wie viel Schlamm und Geröll jährlich durch die heutigen Flüsse in die Ozeane geschwemmt wird. Es ist so viel, dass nach 10 Millionen Jahren die Kontinente unseres Planeten bis auf Meereshöhe erodiert und abgetragen wären, wenn sie nicht parallel dazu durch tektonische Prozesse angehoben würden. Das heißt aber u.a., dass (1) in den oben gelegenen Gesteinsschichten keine mehr als 10 Millionen Jahre alten Fossilien vorkommen dürften, da diese Schichten abgetragen sein müssen, was aber im Widerspruch zu der Tatsache steht, dass Gesteinsschichten aus allen Erdaltern in den Gebirgen vorliegen; (2) bei 3, 5 Mrd. Jahren Erdalter der kontientalen Landmasse und der durchschnittlichen Erosionsrate von 61 mm pro 1000 Jahre die Kontinente 170340 Mal erodiert und abgetragen und die Ozeane 19 Mal aufgefüllt worden sein müssen; (3) bei 3, 5 Mrd. Jahren Erdalter 14 bis 23 Mal mehr Sedimente und 2080 Mal mehr vulkanisches Ergussgestein gefunden werden müssten. Durch die Erosion der Kontinente dürfte nach 15 Mio. Jahren kein Berg mehr vorhanden sein. Die Sedimente müssten das Meer ebenfalls in 15 Mio. Jahren auffüllen (Zillmer 2011, 235). Selbst Stanley (1994, 339) räumt ein, dass die „Kontinente heute ungewöhnlich hoch über dem Meeresspiegel“ liegen. Vgl. auch Garner (2011, 113115), der bei geschätzten 20 Mrd. Tonnen Schwemmmaterial pro Jahr zu einer durchschnittlichen Stärke der Meeresbodensedimente von 400 Metern gelangt. Hiervon werden durch das postulierte Kontinentalplatten-Recycling aber nur 1 Mio. Tonnen pro Jahr in das Erdinnere gezogen. Außerdem müsste sich die Sedimentierung auf die Kontinentalschelfe beschränken. Denn: „Weder dadurch [= Trübeströme] noch durch irgendwelche anderen Strömungen wird ... in großem Maße Sediment in die Tiefsee verfrachtet [...] die Sedimentationsrate [beträgt] ungefähr einen Millimeter pro tausend Jahre!“ (Stanley 1994, 101) Hier die wichtigsten Passagen aus Roth 1986 (ohne die fortlaufend eingefügten Hinweise auf die jeweils einschlägige Fachliteratur; die Zusammenfassung zu Roth auch in Verf: Philosophie der Biologie, Norderstedt 2010, 173176):

„By noting the rates at which the surfaces of the continents are eroded and carried away by rivers to the oceans …, one can calculate the length of time required to remove a given thickness of the continents. Judson and Ritter … have estimated that for the United States the rate of erosion averages 6.1 cm/1000 years. At this rate of denudation the continents, which average 623 m above sea level, would be eroded to sea level in a mere 10.2 Ma [= Millionen Jahre]. In other words, at this rate the present continents would be eroded over 340 times in the 3500 Ma assumed for the age of the continents. The observation by the famous geologist Powell that ‚mountains cannot long remain mountains‘ certainly seems appropriate. The estimate of 10 Ma given above has been a well-accepted figure … and has subsequently been referred to in a number of publications […] The discrepancy … is especially significant when one considers mountain ranges such as the Caledonides of western Europe and the Appalachians of North America which are assumed to be several hundred Ma old. Why are these ranges here today if they are so old?

It has been suggested that mountains still exist because they are constantly being renewed by uplift from below. However, this process of uplift could not go through even one complete cycle of erosion and uplift without eradicating the layers of the geologic column found in them. Present erosion rates would tend to rapidly eradicate evidence of older sediments; yet these sediments are still very well-represented, both in mountains and elsewhere […]

At present rates of erosion, continents 2.5 km thick could have been eroded 42 times during the assumed 3500 Ma age for the continents, or continents 106 km thick would have been eroded once. There is little question that there is some difficulty in reconciling present erosion rates with standard geochronology […]

Rivers and glaciers carry sediments and dissolved chemicals to the ocean, ocean waves erode the continental coastlines, and wind carries some fine sediment to the ocean. All these factors, along with submarine volcanism, contribute to the sediments that accumulate in the ocean. The observed rate of transfer of sediments from the continents to the ocean seems too rapid to be readily reconciled with standard geochronology.

Most of the sediment going into the ocean is transported by rivers. Estimates of sediment transport to the ocean for the world vary from 800058,000 million metric tons/year [… At] 31,000 million tons/year … the ocean basins (including their present sediments), which have a total volume of 1550 million km3, should be filled in just 114 Ma. Using a more conservative estimate of river transport of sediment to the ocean of 20,000 million tons/year, it would still take only 178 Ma to fill these ocean basins with sediment. In other words, the present rate of transport of sediment by rivers could fill the oceans 19 times in 3500 Ma. Of course, the oceans, which average 3.8 km in depth of water, are not at all full of sediment; and in much of the deep oceanic abyssal plains, sediment thickness averages only a few hundred meters. It would take about 50 Ma to produce the generous estimate of 435 million km3 … of sediment now found on the ocean and continental margins. One could argue that the continents were smaller in the past and produced less sediment. Such an argument would not resolve this discrepancy unless the continents were extremely small, and there is broad, but not unanimous, agreement that they have been near present size for the past 2500 Ma […]

On the other hand, three scenarios suggested within the standard geochronological paradigm may help alleviate some of the time discrepancy: a) the sediments are subducted into the earth at the deep trenches along the plate margins, as proposed by the plate-tectonics model, b) the sediments which originally came from the granitic continental crust are recycled again to form new continental crust by accretion or rifting processes, c) the river sediment which accumulates at the margins of the continents is recycled into other sediments again to be eroded. None of these scenarios provides a satisfactory explanation. They will be discussed in the order listed.

a) It is sometimes proposed that the reason there is so little sediment in the oceans is that the oceanic crust is too young, the older ocean floor and sediment having been subducted into the mantle of the earth. However, subduction of sediments is not going on at a rate that would keep up with the supply given by rivers … the subduction rate [being] at 2500 million tons/year, in contrast to present river delivery of 20,000—30,000 million tons/year […] Furthermore, one must take into account that the major repositories of sediments from big rivers on the floor of the ocean are geographically unrelated to subduction zones […]

b) Probably the most serious problem faced by those who propose a recycling of sediments into the thick ‚granitic‘ crust forming the continents is the mismatch between the chemical composition of sedimentary and of igneous-metamorphic (granitic) rocks. The original granitic rocks are assumed to have been the parent source of the sediments which in turn are changed from sediment back to the igneous-metamorphic rocks forming new continental crust.

The main mismatch is with sedimentary limestones which have a proportion of elements that is different from the proportion in the supposed parent-daughter igneous-metamorphic rocks […] The difference is emphasized by the fact that one finds more than twice as much limestone in the sedimentary rocks as would be expected if they were derived from igneous rocks […]    

c) If only sediments at the continental margins are involved in the recycling process, the rate of discharge of sediments from rivers is so great that very rapid recycling would be required. These rates seem too high to have preserved the older sediments that still exist […] Estimates of the proportion of sediments that are Precambrian vary from 1/5 to 1/2 […] It does not seem that if there was general recycling at the rate of once every 100 Ma, there would be very much of these ancient sedimentary deposits still preserved. One would also expect considerable recycling of fossils which usually appear in their primary unique position of burial in the geologic column […]

Mountains form at a rate approaching 760 cm/1000 years … in southern California hills … and the southern Appalachians […] In Japan … rates as high as 7200 cm/1000 years [were measured …] Rates of uplift of mountains are fast … ranging from 3001000 cm/1000 years […] On the other hand, areas such as parts of the east and southern coast of the United States are subsiding at comparable rates […]

Using a more conservative rate of 100 cm/1000 years still suggests that the process could not continue over very long periods of time at the present measured rates, for at this rate the height of mountains could theoretically reach 100 km in 100 Ma.

To explain the discrepancy a special case is proposed where mountains rise with ‚pulses‘ of rapid uplift […] Recognizing that the present rate of uplift cannot be extended throughout standard geochronology, these authors explain the difference by episodism. The present is assumed to be in a period of rapid orogeny […]

On the basis of an estimated 1 km3 of volcanic ejecta per year on the earth, there should be an average layer of volcanic deposits 7 km deep in 3500 Ma […] 1 km3/year seems supported by recent volcanic activity […] If we use the estimate of … volcanic production of 1 km3/year, we would get 3500 million km3 in 3500 million years, which is 20 times as much as appears to be present.

             TABLE 2. Factors in Conflict with Standard Geochronology

Factor

Suggested Degree of Conflict

1. Present rate of erosion of continents

Continents would be eroded 170340 times over in 3500 Ma [= Millionen Jahre].

2. Sediments carried into the ocean

Present rate would produce sediments now found in oceans in 50 Ma and would fill the oceans 19 times over in 3500 Ma.

3. Rate of sediment accumulation on continents

In 3500 Ma, there should be 1423 times as much sediment as found, excluding some limited recycling.

4. Rates of uplift of mountains

Mountains are rising at a rate of 100 cm/1000 years, which would result in mountains 100 km high in 100 Ma.

5. Rate of production of volcanic ejecta

In 3500 Ma 2080 times as much volcanic ejecta as we now find would have been produced.

6. Growth of human population

Present population size could be reached in 3200 years, while man is assumed to have been here for over 100 times longer.

7. Time for evolutionary development

Many orders of magnitude more than 5000 Ma are needed for the improbable events postulated.

The scientific literature suggests some explanations as given above for each case. However, how can one plead a variety of special cases for time-dependent factors and still maintain confidence in current geochronological interpretation? It is logically unsettling to sometimes claim consistency between the present and the past, and then plead for special cases when the data do not fit accepted views. There seems to be some basis for wondering if the paradigm of standard geochronology has been given unwarranted acceptance. While man’s meager knowledge makes inconsistencies unavoidable, when we face a number of them, it may be time for some reevaluation.“

Salzgehalt der Meere

Auch der Salzgehalt des Meeres ergibt im aktualistischen Modell ein maximales Alter der Meere von 63 Mio. Jahren (so Zillmer 2011, 234). Garner (2011, 112113) bringt als aktuell angenommene Zahlen 450 Mio. Tonnen Salzeintrag/Jahr in das Meer, wovon 27 % jedes Jahr wieder entnommen werden. Damit gelangt man in 42 bis 62 Mio. Jahren zu der heutigen Salzkonzentration des Meeres. Das steht im Widerspruch dazu, dass die Ozeane nach der Standardtheorie 3, 5 Mrd. Jahre alt sind, also inzwischen pure Salzlager sein müssten. Whitcomb/Morris (a.a.O. 1977, 424430) diskutieren hier auch das Phänomen der sog. Evaporite, also Salz-, Gips- und Kalziumsulphatablagerungen, die durch langanhaltende Verdunstung von Seen oder Binnenmeeren entstanden sein sollen. Bekanntlich erreichen namentlich die Salzdome bis 3 km Durchmesser und 16 km Tiefe. Nach den Autoren erlaubt die enorme Mächtigkeit in Verbindung mit untypischen Strukturen sowie der Nichtreproduzierbarkeit unter heutigen Bedingungen nicht, von Sedimenten wie in Lagunen oder Reliktseen zu sprechen.

Juveniles Wasser und Aerosole

Whitcomb/Morris (1977, 398402) weisen auf ein noch ganz anderes Problem für die Standardtheorie hin: juveniles Wasser aus vulkanischen Eruptionen. Der Vulkan Paracutin förderte 19431952 39 Mio. Tonnen Wasser zutage. Angesichts der ca. 500 tätigen Vulkane muss im Minimum 4 Kubikkilometer juvenilen Wasserausstoßes pro Jahr angenommen werden. Daraus ergibt sich aber ein höchstmögliches Alter der Erde von 315340 Mio. Jahren, selbst wenn alle Meere juvenil-vulkanischen Ursprungs wären.

Whitcomb/Morris (1977, 402404) sprechen ein weiteres analoges Problem an: die selbst bei zurückhaltendster Schätzung mit 0, 8 km3 pro Jahr anzusetzende Emission vulkanischer Stoffe alias Lava und Asche während 4, 5 Mrd. Jahren, welche das Gesteinsvolumen sämtlicher Kontinente in 20 Mio. Jahren erreicht. Allein der erwähnte Paracutin stößt 0, 2 km3 Stoffe pro Jahr aus.

Gebirgsbildung: Plastizität und Variabilität

Ferner: Die Rissfreiheit stark gekrümmter und um 1000e Meter verhobener Gesteinsschichten wie im Falle der Auffaltung der Gebirge mit kilometerlangen bruchlosen senkrechten und waagrechten Kurven und Wellen — ohne Zugspannung, Rissbildung und Bruchstellen — ist nur durch einen plastisch-elastischen Zustand des ursprünglichen Gesteinsmaterials denkbar. Es muss sich um eine warme, weiche, plastische und verhältnismäßig schnelle Verformung gehandelt haben, wie bei einem Impaktgeschehen. Man verweist auch auf krasse Widersprüche im aktualistischen Modell, wie im Falle des Grand Canyon, der in 2 Mio. Jahren durch den normalen Flusslauf des Colorado erodiert sein soll, während seit 65 Mio. Jahren keine Erosion auf dem umgebenden Coloradoplateau stattfand (Stephan 2010, 278281; Zillmer 2011, 220222, 229232).

Die Schulgeologie räumt zur Gebirgsbildung überhaupt ein: „Bis in jüngste Zeit hinein war die Gebirgsbildung für die Geologen noch ein Rätsel [...] Es gab sehr widersprüchliche Vorstellungen“ (Stanley 1994, 199). Heute wird die Lösung in der Plattentektonik gesehen. Aber im Prinzip ist die Lage nicht viel anders, denn Gebirgsbildung ist ein „komplizierter Prozeß, den wir bis heute nur teilweise erklären können“ (ebd.). Näher: „Ein Teil der Schwierigkeiten ergibt sich aus der Tatsache, daß jedes orogene Ereignis in gewisser Weise einmalig ist“ (ebd.), es hier also keine naturwissenschaftlichen Gesetze oder auch nur statistische Regeln gibt. Und: „Immer noch umstritten ist die relative Bedeutung [der] beiden Arten von Kräften, die an einem sich aktiv bildenden Gebirgszug entstehen. Einige Strukturgeologen betrachten die Schweregleitung als den beherrschenden Mechanismus der Deformation. Andere glauben, daß sein Anteil relativ gering sei und daß die Kräfte, die von der abtauchenden Platte ausgehen, die wesentliche Ursache für die Faltungsvorgänge und Überschiebungen seien.“ (1994, 202) Stanleys weiteres caveat ist, seine „Ausführungen behandelten ideale Gebirgssysteme. Den echten Gebirgssystemen fehlen häufig jedoch eine oder sogar mehrere der beschriebenen Erscheinungen.“ (ebd. 203) Zum Beispiel die Anden: „Als Charles Darwin auf der HMS ‚Beagle‘ um die Welt segelte, bemerkte er in den Anden das Auftreten mariner Fossilien aus dem Känozoikum in großen Höhen. Diese Fossilien lieferten den Beweis, daß die Anden während der jüngsten Erdgeschichte stark ausgehoben worden sind. Darwin erkannte auch, daß die Hebungsbewegungen phasenweise erfolgten [...] Die Einzelheiten der andinen Orogenese sind kompliziert und erst teilweise bekannt“ (204) Oder die Alpen: „Die Geschichte der Alpen und der mit ihnen verwandten Gebirgsketten ist kompliziert und bei weitem noch nicht in allen Einzelheiten erforscht“ (207). Der schulgeologisch um ca. 100 Mio. Jahre jüngere Himalaya wiederum ist in der Hauptsache erst in den letzten 5 Mio. Jahren entstanden, zeigt aber in den berühmten hochgelegenen Siwalikschichten mit die ausgedehntesten und reichhaltigsten Sedimente und Fossilien der Welt (210211). Von den älteren Appalachen gar „wissen wir wenig über den geologischen Rahmen, in dem sie entstanden sind, und kennen auch nur wenige Einzelheiten über die Art und Weise, wie sie sich entwickelten.“ (212)

Biostratigraphie

Die Biostratigraphie versucht anhand von sog. Leitfossilien die erdgeschichtlichen Abfolgen zu deuten, während die Lithographie dies anhand von Gesteinsmerkmalen unternimmt (= relative Zeitskala). 95 % der Spezies sind wieder ausgestorben (Kutschera: Evolutionsbiologie, Stuttgart 2008, 65). Man muss dabei oft ohne positive Anhaltspunkte das Postulat großer zeitlicher Lücken in den Sedimentationspausen aufstellen, da die Bildungszeiten der Schichtgesteine nicht die erforderlichen großen Zeiträume G4 Friedrich August von Quenstedtbieten (vgl. Junker/Scherer: Evolution, Gießen 2006, Kap. 13 und Kutschera 2008, 128). Einen Überblick über die Fossilientypen bietet Stanley (1994, 912), der auch ebd. 110 betont, dass die Fossilzonen disparat sind. Das bedeutet, dass (i) sie sich oft auf einen einzigen Kontinent beschränken, (ii) in ihrem Verbreitungsgebiet unterschiedliche Zeitfenster besetzen und (iii) komplizierte Wanderungsbewegungen alias Ortsverschiebungen durchmachten. [Bild links: August Friedrich Quenstedt, 1809—1889, als Rektor der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Er ist ein Altmeister der Biostratigraphie und bis heute der maßgebliche Klassifikator für die geologische Formation des Jura]

Ein Hauptpunkt von Kritikern ist, dass die von der Theorie geforderten zahllosen Bindeglieder zwischen den unterschiedlichen Grundtypen der Organismen nicht oder extrem selten gefunden werden und fast stets umstritten sind. Man muss daher das weitere Postulat aufstellen, dass alle wesentlichen evolutiven Vorgänge in kleinen Randpopulationen mit geringer Wahrscheinlichkeit der Fossilisation stattgefunden haben. Kutscheras (2008) Standardwerk versteht sich zwar als „Buch der Zwischenformen“, behandelt aber nur auf wenigen Seiten fossile und lebende (rezente) Übergangsformen (130131, 200206, 230232 und noch einmal polemisch 255256). Es bietet im Gegensatz zu dem kritischen Konkurrenzwerk von Junker/Scherer (2006) in der Regel keine detaillierte Diskussion insbesondere fossiler Zwischenformen, sondern behauptet diesen Status lediglich für entsprechende Kandidaten und verweist ansonsten auf Veröffentlichungen, also auf Autoritätsargumente. Der Beweisanspruch ist dennoch sehr hoch: „Obwohl die Zahl dieser Dokumente [fossile Übergangsformen] noch immer recht überschaubar ist, belegen diese Funde eindeutig den ... postulierten graduellen Bauplanwandel der Organismen“ (2008, 130).

Heute sind 250.000 fossile Arten bekannt mit Milliarden von Individuen (vgl. Kutschera 2008, 85). Obwohl 99 % der Fossilien Wasserlebewesen, also marinen Ursprungs, sind und Fossilien von Landtieren, namentlich Wirbeltieren, vergleichsweise selten sind, sind 85 % der heutigen Säugetierfamilien, Vögel und Reptilien auch fossil bekannt (plus dreimal so viele ausgestorbene Formen): „Dieser hohe Anteil lässt darauf schließen, dass auch von den ausgestorbenen Familien der größte Teil gefunden worden sein dürfte, so dass für diese Gruppen die heutige Fundsituation als repräsentativ für die tatsächlich einmal vorhandene Vielfalt anzusehen ist.“ (Junker/Scherer 2006, 226)

Wir haben bereits gesagt: Evolutionstheoretiker gehen in der Regel vom Uniformitarismus oder Aktualismus aus. Dieser Begriff meint, dass auch in der geologischen und ökologischen Vergangenheit nur die heute vorfindlichen Prozesse und Veränderungsgeschwindigkeiten existierten. In der 1. Hälfte des 19. Jh. und wieder seit Ende des 20. Jh. spielte bzw. spielt hingegen das Konzept des Katastrophismus (Kataklysmus) eine große Rolle. Es hat in der Erdgeschichte fünf Mal ein meist durch extremen Vulkanismus und auch Meteoriteneinschlag mit Sintflut und Weltenbrand bedingtes Massenaussterben gegeben. Es sind mithin gewaltige Umwälzungen vorgekommen, welche nicht in das gewöhnliche oder heutige Bild passen. Solche großräumigen oder örtlichen katastrophischen Ereignisse finden u.a. in folgenden Beobachtungen Anhalt, die wir bereits kennen und noch einmal zusammenfassen:

(1) Fossile Erhaltung schnell verwitternder Strukturen und Spuren: vollständige Tier- und Pflanzenformen und deren Teile wie z.B. Blätter, sowie Abdrücke und Fußspuren: In Australien findet sich z.B. ein 80 km langer Saurierpfad mit 1000en Fußabdrücken und versteinerte Trilobiten-facettenaugen weisen unter dem Rasterelektronenmikroskop alle Einzelheiten wie im Leben auf (vgl. Zillmer 2008, 27). Fossilien unverwester Organismen müssen durch plötzliche Verschüttungen und Einbettungen unter Sauerstoffabschluss entstanden sein, nur so wird die völlige bakterielle Zersetzung der eingeschlossenen Organismen vermieden. Es existiert eine Legion von Beweisen für schnellen plötzlichen Tod (Geburtsszenen, Nestgelege, Haut und Haare, Wurzeln durch mehrere Gesteinsschichten): „Immer wieder ergibt sich dasselbe Szenario: … plötzliche, gewaltige und schnelle Erhärtung des ursprünglich weichen Schlamms“ (vgl. Zillmer 2011, 38) und schnelle Umhüllung der fossilen Knochen (vgl. Zillmer 2011, 60).

(2) Individuelle Fossilien, welche senkrecht in normalerweise in Jahrmillionen abgelagerten Schichten stehen, wie die o.e. Hunderten karbonischen Baumstämme in allen großen Steinkohleflözen Europas: Fossile Bäume stehen senkrecht in unterschiedlichen Mio. bis zig Mio. Jahren alten geologischen Gesteinsschichten (Stephan 2010, 273277; vgl. Zillmer 2011, 226).

(3) Die Tatsache, dass Fossilienlagerstätten vollständige komplexe Lebensgemeinschaften (Ökosysteme) konservieren wie die Steinkohlenwälder oder marine Lebenswelten. Die fossilen Massengräber, welche sich auf allen Kontinenten befinden, gelten als Argument für schnelle, großflächige, massierte Fossilierung, welche im Sinne der sog. Flutgeologie deutbar sind. Markante Belege sind das das ‚Fischgrab‘ von Santa Barbara, Kalifornien mit 1 Mrd. Fischen, das sog. Old-Red-Sandstone-Gestein (ca. 150 km vor den Orkney-Inseln), das gigantische Zahlen versteinerter Fische enthält, die durch Gewalteinwirkung umkamen. Oder die Karroo-Formation (über ein Areal von 500.000 km2, also von der Größe Frankreichs, ausgedehnte Felsschichten in Südafrika) in welcher Skelette von geschätzten 800 Milliarden Tieren (vornehmlich Reptilien) eingebettet sind. Die fossile Erhaltung schnell verwitternder Strukturen wie die Fossilien unverwester Organismen müssen wie mehrfach gesagt durch plötzliche Verschüttungen und Einbettungen unter Sauerstoffabschluss entstanden sein, nur so wird die völlige bakterielle Zersetzung der eingeschlossenen Organismen vermieden.

(4) Der Indizienbeweis für vorrangig sintflutartige Katastrophen globalen Ausmaßes: 95 % der Fossilien stammen von Wasserbewohnern, sind marinen Ursprungs. Weitere 4, 75 % sind Pflanzen und Algen; nur noch 0, 25 % sind Insekten, und Landtiere (Dinosaurier, Säuger) sowie Menschen finden sich schließlich nur vereinzelt, auch wenn inzwischen 1300 Dinosaurierfossilien ausgegraben wurden. Weltweites Massenaussterben durch marine Katastrophen dokumentieren auch Massenfriedhöfe gemeinsam gestorbener und zerschmetterter Tiere unterschiedlicher Arten (Pferde, Faultiere, Kamele, Mammuts, Bisons, Büffel, Pfauen, Hyänen, Flusspferde, Elefanten, Nashörner, Löwen, Strauße, Schweine, Renas, Wölfe, Hasen, Panther, Eichhörnchen, Nerze, Dachse, Biber, Ratten) und in unterschiedlichen Gesteinsschichten (Jura, Kreide, Tertiär) sowie unterschiedlichen Klimaten auf der ganzen Welt (vgl. Zillmer 2011, 6971). In diesen Fällen muss mit der Flutkatastrophe eine schnelle Versteinerung unter außergewöhnlichen, nicht aktualistischen Umständen erfolgt sein, bevor die Tierkörper der mechanischen, chemischen und biologischen Zerstörung anheimfielen. Hinweise auf Impaktgeschehen können auch darin gefunden werden, dass Ammoniten (400 Mio bis 65 Mio Jahre geologischer Zeitrechnung) als von den Impaktfolgen betroffene Flachmeerbewohner ausgerottet wurden, während Nautiliden als Tiefseebewohner überlebten (vgl. Zillmer 2011, 7273). Siehe die detaillierte Behandlung dieses Indizienbeweises in den weiteren Abschnitten.

(5) Häufig fehlende Verwitterung resp. fehlende Erosionsspuren zwischen den Ablagerungsschichten. Die Schichtgrenzen, also Übergänge zwischen Sedimentschichten geologischer Formationen, bei denen man gemeinhin Altersunterschiede in der Größenordnung von Tausenden Jahren ansetzt, sind meist ohne Oberflächenerosion und Bioturbation (Verwühlung durch Lebewesen). Da die Oberflächen der Schichten nicht Tausende Jahre ohne Witterungseinflüsse existieren können, bevor sie G7 Libelle - Urogomphus nusplingensis - Oberer Weier Jura - Nusplingenselbst wiederum überlagert wurden, muss, so das Argument, mindestens der größere Teil der Sedimentschichten in einem Zeitfenster von Jahren bis Jahrzehnten zu Stande gekommen sein. Eine eindrückliche Demonstration des Arguments bot der Hurrikan Carla, der 1961 Sedimentschichten an der Küste von Texas freilegte. 20 Jahre später waren diese nahezu unerkennbar, weil größtenteils durch Bioturbation zerstört (Garner 2011, 8586). Im bekannten Nusplinger Plattenkalk der Schwäbischen Alb belegen

„zahlreiche mehr oder weniger zerfallene[n] Fische auf der Oberfläche vieler Kalkplatten ... Ablagerungspausen von einigen Tagen zwischen vielen Sedimentationsereignissen. Bodenleben gab es fast nur im untersten Plattenkalk-Abschnitt in Form von Kurzzeit-Besiedlungen durch Endobionten (Bodenwühler).“ (Stephan, M./ Fritzsche, Th.: Sintflut und Geologie. Schritte zu einer biblisch-urgeschichtlichen Geologie, Holzgerlingen 2003, 183) [Photo oben: Libelle aus dem Nusplinger Plattenkalk]

(6) Das nicht seltene Phänomen der inversen Datierung, wenn komplexe Fossilien in den unteren Schichten und primitivere in oberen Schichten liegen. Die Leitfossilienmethode ist überhaupt anzusprechen als eine Methode der zeitlichen Synchronisierung (nach der Entwicklungshöhe oder dem Komplexitätsgrad der Lebensformen) und nicht der Datierung (Blöss 2000, 19).

Evolutionskritiker verbinden oft (a) diesen Katastrophismus mit (b) dem damit möglichen Zweifel an den aktualistischen Voraussetzungen der Radiometrie und (c) der sequentiellen Stratigraphie (s.o.) zugunsten der logischen und realen Option einer sehr viel kürzeren Geochronologie. Auch der evolutionsbiologische Konstruktivismus verweist darauf, dass

„die Mehrheit aller Arten, die irgendwann im Verlauf der Evolution untergingen, [...] im Rahmen von punktuellen Massenuntergangsszenarien, von denen jeweils viele Arten betroffen waren“, unterging und dass „zwischen diesen Extinktionen ... kein nennenswerter Artverlust nachweisbar ist [...] Untergangsergebnisse waren ... ein schwerer Schlag für alles, was lebte. Es kam nicht zu einer raschen Inbesitznahme von geräumten ökologischen Nischen durch überlebende Arten [...] Aus diesen Ergebnissen folgt, dass die darwinistische Theorie vom Kopf auf die Füße gestellt werden muss: Arten entstehen nicht dadurch, dass sich zufällig und kontinuierlich entstandene Variationen unter dem Druck der Selektion nachträglich als besser angepasst erweisen als ihre Vorläufer. Was neuen Arten den Weg bahnt, scheinen stattdessen von den jeweiligen biologischen Systemen als Reaktion auf Umweltstressoren veranlasste genomische Selbstveränderungen zu sein.“ (J. Bauer: Das kooperative Gen 2008, 101104).

Impaktszenarios und Vulkanismus / Erdbeben / Flutwellen

Kosmische Meteoriteneinschläge

Die Katastrophentheorie bezieht sich v.a. auf kosmische, extraterrestrische Meteoriteneinschläge oder Impaktszenarios und/oder irdischen Vulkanismus einschließlich Erdbeben und Flutwellen. Sie war bis Mitte des 19. Jh. eine stark vertretene und sogar vorherrschende, v.a. mit dem Namen Georges Cuvier verbundene Theorie in der Geologie und ist dann durch die Uniformitarismustheorie Charles Lyells bis weit über die Mitte des 20. Jh. hinaus verdrängt worden. Eine langsame Wende zu einem ergänzenden oder alternativen Neokatastrophismus in der Geologenkommunität wurde erst durch den Physiker Luis Walter Alvarez (Nobelpreis 1968) und seinen Sohn Walter Alvarez eingeleitet, welche für das plötzliche Saurieraussterben am Ende der Kreidezeit einen katastrophischen Meteoriteneinschlag verantwortlich machten.

Grundlegend: Alvarez L. W./Alvarez W./Asaro F./Michel H. V.: Extraterrestrial Cause for the Cretaceous-Tertiary Extinctio. In: Science 208 (1980), 10951108. Und in populärwissenschaftlicher Form: Alvarez, W./Asaro, F.: Die Kreide-Tertiär-Wende: ein Meteoriteneinschlag? In: Spektrum der Wissenschaft, 12/1990, 5259. Bereits früher war einer der ersten Vorreiter der Theorie außerhalb des fachwissenschaftlichen Elfenbeinturms der österreichische Ingenieur Hanns Hörbiger (18601931) der 1913 gemeinsam mit seinem Schüler Philipp Fauth (18671941) in einem umfangreichen Werk eine katastrophistische Kosmologie präsentierte. Auch Otto Muck [Atomphysiker und Raketenpionier, 18921956] hatte später, 1956, ein ähnliches Szenario in den Raum gestellt: Atlantis: die Welt vor der Sintflut, Olten 1956. Ein weiterer Vorreiter war der schon erwähnte Immanuel Velikovsky (18951979), der den Neo-Katastrophismus in den 1950er Jahren als geschichtswissenschaftliche Alternative ins Blickfeld der Öffentlichkeit rückte. Ebenfalls in den 1950er Jahren waren Paläontologen [Otto Schindewolf, V. I. Krasovskiy I. S. Shklovskiy, H. Liniger, D. A. Russell, W. Tucker, F. M. Dyssa ] darauf aufmerksam geworden, dass Übergänge zwischen geologischen Perioden, wie jene der Perm/Trias- und Kreide/Tertiär-Grenzen, zu plötzlich erfolgten, um im Rahmen gradueller Veränderungen erklärt werden zu können. Später, in den 1970er Jahren, wurden bekannte Evolutions-Biologen [Niles Eldredge, Stephen Jay Gould] Kritiker des lyellistischen Aktualismus.

Bekanntlich ereigneten sich besonders große katastrophische Apokalypsen für ganze Lebenswelten am Ende des Perms und am Ende der Kreide (vgl. Stanley 1994, 140141 und auch Blöss 2000, 108). Indiz für eine oder mehrere Einschläge ist der hohe Iridium-Gehalt vieler Gesteine nahe der Kreide-Tertiär [Paläogen]-Grenze. Da der Erdmantel im Vergleich zu Steinmeteoriten arm an Iridium ist, scheint sich in dieser Schicht der beim Einschlag aufgewirbelte Gesteinsstaub niederzuschlagen. Unterstützt wird die Hypothese des Meteoriteneinschlags durch eine Unregelmäßigkeit der Chrom-Isotopenverteilung in derselben Schicht mit der Iridium-Anomalie. Diese Chrom-Isotopenverteilung ist auf der Erde ansonsten gleichmäßig. Die Iridiumanomalie kann à la rigueur auch durch vulkanische Iridiumanreicherung erklärt werden, aber die Isotopenanomalie bei Chrom ist nur durch extraterrestrische Materie erklärlich.

Der Alvarez-Impakt wird einem Meteoriten resp. Asteroiden von 10 km Durchmesser zugeschrieben, dessen Einschlag im Meer bei Yukatan Temperaturen von 100.000° C im Kernbereich erzeugte. Das begleitende Erdbeben und die um die Erde laufende Druck- und Hitzewelle war bis 10.000 km tödlich. Gebirgshohe kochende Flutwellen von 1000 Metern Höhe überrollten den größten Teil G6 Luis Alvarezdes Landes. Ein globaler Feuersturm von 8001500 km/h raste um den Globus angereichert mit radioaktivem Niederschlag und Giften und verbunden mit Ozonabbau und vermehrter UV-Strahlung. Durch den Impakt wurde ein Hundertfaches der Materie des Asteroiden in die Atmosphäre geblasen: 100 Mrd. Tonnen pulverisiertes Gestein. Dies führte zur Verdunkelung des Himmels: Impaktnacht. Ebenso große Mengen in einer 50100 km hohen Wassersäule hochgeschleuderten und verdampften Wassers führten zu sintflutartigen Sturzregen, Schneeflut und Eis, was zu einem Klimaschock und mehrere Jahre dauernden Impaktwinter führte. Der Impakt rief ferner nach Zahl und Stärke extrem verstärkten Vulkanismus hervor mit bis 500.000 km2 großen Magmaauswürfen bzw. Lavafeldern. Das Massensterben umfasste 85 % der Tierarten. Die ursprüngliche Alvareztheorie war oder ist im Übrigen insofern hybrid, als sie zwar ein katastrophisches Aussterben annimmt, aber eine Fossilisation nach aktualistischen Prinzipien (Blöss 2000, 142). [Photo oben: Luis Alvarez, 19131988, am Tag der Nobelpreisverleihung]

Im deutschen Sprachraum wurde der Neokatastrophismus zusätzlich durch den Wiener Erdgeschichtler und Paläontologen Prof. Alexander Tollmann (19282007), Inhaber eines der angesehensten geologischen Lehrstühle Europas, und seine Frau Dr. Edith Kristan-Tollmann (19341995), ebenfalls angesehene Geologin und Paläontologin, in die Diskussion gebracht. Er war 19721984 Vorstand des Instituts für Geologie der Universität Wien, hat bedeutende Arbeiten zur Geologie der Alpen vorgelegt und ist auch als zeitweiliger Vorsitzender der Grünen in Österreich bekannt geworden. Eine publizistisch erfolgreiche fachübergreifende Diskussion des Themas legte das Forscherpaar vor mit Und die Sintflut gab es doch. Vom Mythos zur historischen Wahrheit, München 1993. In diesem neo-katastrophistischen Referenzwerk haben sie Hinweise auf ein Impaktereignis (Streuimpakt) vor 9545 Jahren zusammengestellt, den sie als Verursacher der so genannten Sintflut und Ursache des Untergangs von Atlantis identifizieren Das Kernindiz ist wie bei der bekannten Alvarez-Hypothese eines Asteroiden- oder Meteoriteneinschlages an der Kreide-Tertiär-Grenze (Saurieraussterben vor 65 Mio Jahren geologischer Zeitrechnung) die erhöhte Konzentration des in Meteoriten stärker angereicherten Elementes Iridium in Grenzlagen entsprechender (hier: quartärer) geologischer Formationen: sog. Iridiumanomalie. Dazu Vorkommen von Quarzen mit Schocklamellen und Hochdruckmodifikationen u.a. Tollmann & Tollmann glauben, dass dieser vermutete Einschlag wie andere Impaktereignisse aus dem All eine Explosionsdruckwelle, gefolgt von einem Hitzeorkan mit Giftgaswolken, Glutregen und Weltenbrand auslöste, sowie im weiteren Verlauf ein sintflutartiges Szenario mit wochenlangen Regenfällen, kilometerhohen Tsunamis und eine durch dichte Staub- und Rußwolken verursachte Verfinsterung der Sonne mit ständig sinkenden Temperaturen, Sturzregen und Schneeflut etc.

Dazu die Kurzfassung von Dr. Friedrich: „Das Szenario der Tollmanns läßt sich wie folgt nacherzählen: Um −7.553 gab es auf der Erde einen Impakt-Kataklysmus, verursacht durch einen gewaltigen Kometen mit einem riesigen Schweif. Der Kometenkern bestandaus sieben Fragmenten, die allesamt, an verschiedenen Stellen der Weltmeere, in die Ozeane einschlugen. Die unmittelbare Folge der Impakte war ein weltweites >Mega<-Erdbeben, bei dem die Erdrinde chaotische Wellenbewegungen vollführte. Landschaftsteile sackten ab, riesige Spalten öffneten sich, Berge zerbrachen. Gewaltige Vulkan-Eruptionen wurden dadurch ausgelöst. Berggruppen wurden emporgewuchtet. Atlantis versank im Meer. Die Atmosphäre war von sich rasch ausbreitenden Giftgasschwaden geschwängert. Nach dem Impakt-Beben, aber noch vor der Flutwelle, kam der Hitzeorkan, der über die Kontinente raste und mit unvorstellbarer Gewalt Wälder, Menschen und Tiere durch die Luft wirbelte. Mit dem Hitzeorkan ging ein Weltenbrand einher, der sich mit rasender Geschwindigkeit ausbreitete. Flüsse verdampften, Wälder (soweit noch nicht davongetragen) verbrannten, teilweise schmolzen sogar aus Erzadern Metalle aus. Als nächste Attacke folgte die Sintflut, die von den Ozeanen her mit für uns unvorstellbar hohen Wogen — Riesen-Tsunamis heranraste und tief in die Kontinente einbrach. Ihre Wirkung war unterschiedlich, je nach Topographie der betroffenen Regionen. Besonders Südamerika wurde durch den Ostpazifik-Impakt verwüstet. Auch die Rocky Mountains wurden mehrfach, von Riesen-Tsunamis verschiedener Impakte, überspült. Das Erlebnis der berghohen, geschlossenen Wasserwand, die unter Donnergetöse das Land überspülte, war für die damals lebenden Menschen ein mindestens ebenso traumatisches Geschehen, wie das Impakt-Beben und der Hitzeorkan. Langanhaltende warme, mitunter sogar aus heißem Wasser bestehende Super-Wolkenbrüche der Regen vermischt mit Holzkohlestückchen, Harz, Ruß und Schlamm verursachten riesige Überschwemmungen. Die >Tropfen< waren bei diesen Wolkenbrüchen teilweise riesig. Andererseits gab es Super-Hagelschläge mit riesigen Hagelkörnern. Es folgten mehrere, ungewöhnlich schwere und lange >Impakt-Winter<. Im nördlichen Nordamerika blieb eine Inlandvergletscherung zurück, bestehend aus Eismassen, welche die von Norden hereinbrechenden berghohen Wellen herbeigetragen und hinterlassen hatten.“ (Horst Friedrich: Erdkatastrophen und Menschheitsentwicklung - Unser kataklysmisches Ur-Trauma, Efodon, 1998, 3940)

Tollmann geht von sieben Einschlägen des beim Eintritt in die Erdatmosphäre zerbrechenden Meteoriten aus, was alten Fluttraditionen entspricht. Durch entsprechende Modelle kann dieses identische Szenario größerer Meteoriten- bzw. Asteroideneinschläge heute als bestätigt gelten. Die Autoren argumentieren auch von der apriorischen Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit aus, insofern eine statistische Einschlagshäufigkeit von 10.000 Jahren für größere Kometen gegeben sei.

In dieser Perspektive hatte bereits drei Jahre vor den Tollmanns der italienische Forscher Emilio Spedicato einen viel beachteten Beitrag [Apollo Objects, Atlantis and the Deluge: A Catastrophical Scenario for the End of the Last Glaciation. In: Quaderni del Dipartimento di Matematica e Informaticia, Instituto Universitario di Bergamo, Nr. 22, 1990] zur neo-katastrophistisch orientierten Vergangenheitsforschung geleistet. Spedicato, von Hause aus Mathematiker und ein ehemaliger NASA-Mitarbeiter, untersuchte, inwieweit Planetoiden der Apollo-Gruppe als Verursacher anzunehmender prä- und protohistorischer Kataklysmen in Frage kommen. H. Friedrich merkt dazu an: „Spedicato hebt hervor, daß wir erst seit den Siebzigerjahren genügend Informationen über diese Objekte besitzen, und daß Velikovsky, der diese Informationen noch nicht besaß, gewissermaßen notgedrungen auf seine Planetennahbegegnungs-Szenarien ausweichen mußte.“ (H. Friedrich, op. cit. 1998, 4142) Zu den Spezifika des Spedicato-Modells gehört die erstmals bereits 1883 von Ignatius Donnelly diskutierte Annahme, dass der Beginn und das Ende von Eiszeiten durch Impakt-Ereignisse ausgelöst worden seien, sowie die Voraussetzung der Zyklizität derartiger Kataklysmen. Diese Vorstellung wurde in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre auch von dem Nobelpreisträger Prof. Sir Fred Hoyle (19152001) vertreten.

Den Startschuss für diese neo-katastrophistische Revolution in der universitären Astronomie hatten 1982 die beiden Briten Victor Clube und Bill Napier mit der Veröffentlichung ihres Buches The Cosmic Serpent gegeben, in dem sie vorschlagen,

„dass Jupiter und Saturn bisweilen gigantische Kometen (mit mehr als 50 km Durchmesser - Chiron ist ein Beispiel) ins innere Sonnensystem auf kurz-periodische Orbits ablenken. Bei der folgenden Auflösung dieser Riesenkometen entstehende Bruchstücke können die Lebenswelt der Erde nachteilig beeinflussen. Staubentwicklung kann das Sonnenlicht abblocken, was zu einer globalen Abkühlung führt. Impakt-Ereignisse der Super-Tunguska-Klasse könnten nicht nur schwere Verüstungen auf lokaler Ebene hervorrufen, sondern mitunter auch >Impakt-Winter< oder Staubschleier mit globalen klimatischen Effekten. Clube und Napier identifizieren einen solchen Riesenkometen, dessen Umlenkung auf einen kurzperiodischen Orbit (etwa 3.3 Jahre) sich irgendwann während der jüngsten zwanzigtausend Jahre ereignete, als Vorläufer der Tauriden. Die Effekte der Desintegration dieses Objekts in einem die Erdbahn kreuzenden Orbit sollten geologisch und klimatologisch, aber auch anhand protohistorischer und historischer Hinterlassenschaften nachweisbar sein. Clube und Napier, die den Fußstapfen früherer Katastrophisten folgen, suchen auch in der alten Mythologie nach Evidenzen für katastrophische Ereignisse. Sie behaupten, dass der große Tauriden-Vorläufer die Grundlage für einen großen Teil der Mythen darstellt, die mit >Himmelsgöttern< und dem Motiv der Generations-Konflikte unter den Göttern zu tun haben. Clube und Napier heben hervor, dass viele der Themen, die Velikovsky dem >Kometen Venus< zuschrieb, tatsächlich auf den Tauriden-Vorläufer zurückzuführen seien, und zumindest einige derjenigen, die von Velikovsky mit dem Mars in Verbindung gebracht wurden, in Wirklichkeit mit dem Halley‘schen Kometen zu tun haben.“ (Philip R. Burns, Nortwestern University [http://www.pibburns.com/catastro/clubenap.htm])

Während Clube, Napier und ihre Mitstreiter mit ihrem Modell des Kohärenten Katastrophismus (coherent catastrophism) sich schwerpunktmäßig mit dem astronomischen Aspekt des Problem-Komplexes rezenter Impakte, sowie mit der Suche nach mythologischen Indizien für solche Ereignisse befassen, betätigen sich die Mitglieder der internationalen, interdisziplinär besetzten Holocene Impact Working Group [http://tsun.sscc.ru/hiwg/hiwg.htm] als ‚Kraterjäger’. Ihnen gelang in den vergangenen Jahren u.a. der Nachweis, dass sich etwa alle 1000 Jahre ein schwerwiegender Impakt (in der Größenordnung einer 10-Megatonnen-Atombombe) ereignet. 

Ihre Selbstdarstellung: "Ad hoc group called the Holocene Impact Working Group (HIWG) is a consortium of researchers and research groups from several countries that was created in early 2005 as follow-up the ICSU-sponsored Workshop on Comets/Asteroid Hazard held in the Canary Islands in December of 2004. The group includes the researchers and research teams from different field of geoscience who believe that Holocene impacts were more frequent in the recent past than the accepted view G11 Impact eventand that these impacts have played a significant role in past environmental change and biological and cultural/cognitive evolution. Evidence already collected by the group suggests that the large impacts on the Earth by comets and asteroids have taken place more recently and with greater frequency that presently argued by most NEO planetary scientists. The hypothesized oceanic/glacial impacts that are currently under study include the large comet impact over the Canadian ice shield some 13,000 years ago that triggered the beginning of the Younger Dryas climatic ordeal at 12,900 BP, the Burckle-Madagascar impact at round 48005000 BP, that may be associated with the Great (Noah’s) Flood and the boundary change from middle to late Holocene around 4800 BP, the Gulf of Carpentaria impacts that are associated with „years without summers“ climatic event 535545 AD, and Mahuika crater just south of New Zealand that may be related to the beginning of the Little Ice Age at around 1450 AD. The focus of the current group activity is further search for physical, anthropological and archeological evidence in support of these and other impact events." [Bild oben: NASA-Simulation eines Meteoriten-Impaktes]

Andere Himmelskundler richten ihren Blick in die Zukunft, und warnen davor, das Gefahrenpotential ‚kosmischer Bomben’ zu unterschätzen:

„Astronomen wie Clark Chapman vom Planetary Science Institute in Tucson / Arizona und David Morrison vom Ames Research Center der US-Weltraumbehörte NASA äußerten in einer Studie ihr Unbehagen: Durch Asteroiden und Kometen, drohen der Erde >potentiell so katastrophale Schäden<, daß sie >das Ende der Zivilisation< bedeuten könnten. >Eines Tages<, mahnte Chapman, >wird uns einer dieser Brocken treffen<.“ [...] „Die meisten Astronomen stimmen mittlerweile darin überein, daß die Gefahr aus dem All bislang unterschätzt wurde. So hat der Astronom David Rabinowitz von der University of Arizona innerhalb von nur zwei Jahren mehr als 40 hausgroße Felsklötze in erdnahen Umlaufbahnen aufgespürt - hundertmal mehr, als sich nach bisherigen Schätzungen dort aufhalten dürften. Auf kosmischen Bahnen, die sich irgendwann mit der Bahn der Erde schneiden werden, schwirren laut einer Hochrechnung der US-Weltraumbehörde NASA bis zu 2000 Asteroiden mit einem Durchmesser von mehr als einem Kilometer umher. Nur rund 200 von ihnen sind, im Rahmen des ‚Space-watch’-Programms der NASA als ‚Near-earth-Objects’ bislang geortet worden.“ (Spiegel 28/1994, 143144)

Wir werden im Kapitel 'Fiktives Känozoikum' sehen, dass durchaus Ernst zu nehmende Autoren mit guten Argumenten glauben, die Eiszeit und ihre postulierten Folgen (Gletscher, Moränen etc.) durch die alternative Theorie einer Schneezeit infolge eines Impaktes ersetzen zu können. Vgl. Hsü, K. J.: Die letzten Jahre der Dinosaurier, Basel 1990, der ausführt, dass einem Meteoriteneinschlag monatelang Niederschläge in Form von 510 Meter Regen am Tag folgen, die später als Schnee niedergehen, woraus Schneezeiten und Gletscher werden (Blöss 2000, 200).

Wir werden ebd. ferner sehen, dass die für die gegenwärtige Geologie auf den ersten Blick absurde Hypothese nicht so einfach vom Tisch gewischt werden kann, wonach der K/T-Impakt (Alvarez) mit dem quartären Sintflutimpakt (Tollmann) zusammen fallen könnte. Vgl. einerseits Blöss (2000, 6465) zum Versuch der grundstürzenden Neudatierung des K/T-Asteroids vor 70003000 Jahren und andererseits Tollmann u.a. zur Datierung der ethnologisch tradierten Sintflut vor 4500 bis 10000 Jahren (vgl. auch Zillmer 2011, 225) und die darauf aufbauende Argumentation, in diesem Zeitraum und Geschehen die Eiszeit, die alpidische Orogenese, die Sintflutberichte und die Quartäre Aussterbewelle mit dem Aussterben der pleistozänen Megafauna zu verorten.

Vulkanismus — Erdbeben — Flutwellen

Neben Impakten sind Vulkane allein oder in Verbindung bzw. ausgelöst durch Impakte die zweite große Ursache geologischer Katastrophen. Zum Vulkanismus kann die mit diesem in engem Zusammenhang stehende Erdbebentätigkeit gerechnet werden sowie die großen Flutwellen durch Seebeben (Tsunamis).

Bei Vulkanausbrüchen gelangen Tausende m3 Wasser in die Atmosphäre. Das Erdinnere enthält wahrscheinlich 3 bis 5 Mal die Wassermenge der Ozeane in kristalliner Form (Zillmer 2008, 253, der dazu Lesefrüchte aus Bild der Wissenschaft vom 16.12.1997 und Spektrum der Wissenschaft vom 18.09.1999 heranzieht). Der Forscher T. Irifune glaubt, dass 600 km unter der Erdoberfläche eine riesige Wasserschicht liegt (Zillmer 2008, 252253 und wieder Bild der Wissenschaft, 27.04.1998). Bei Tiefbohrungen wurde tatsächlich heißes fließendes Wasser in Rissen des Granits gefunden (so Zillmer 2008, 254). Es ist eine uralte Annahme, dass eine unterirdische Wasserschicht existiert: vgl. die Urflut bzw. die Brunnen der Tiefe in Genesis 7, 11 (Zillmer 2008, 255). J. Smyth und S. Maruyana haben die These formuliert, dass jährlich 1, 12 Billionen Tonnen Wasser im Erdmantel versickern, aber nur 0, 23 Billionen Tonnen zurück in die Ozeane gelangt (Spektrum der Wissenschaft 18.09.1999). Heute wird diese Annahme von Tiefenwasser neuerdings erörtert (s.o.) — unter dem Namen einer Drainageschale oder Wasserschale mit Mineralien (Ca, Mg, Fe) zwischen der sog. Moho-Diskontinuität (Kruste / Mantel) und Conrad-Diskontinuität (obere oder Granitkruste [nicht am Ozeanboden] / untere oder Basaltkruste). Vor der Eiszeit resp. Schneezeit im Sintflutszenario war der Meeresspiegel 100200 Meter tiefer. Das zusätzliche Wasser kann aus Gestein und Wasserschichten im Erdinneren kommen, freigesetzt durch einen Meteoriteneinschlag und Vulkanismus (Zillmer 2011, 146). Zillmer sieht das mögliche Zusammenspiel von Impakt, Vulkanismus, Beben, Verschiebungen und Rissen zwischen tektonischen Platten einerseits und Tiefenwassereruptionen und Magmaausbrüchen andererseits so, dass die Eruption des Tiefenwassers mit Calciumanteilen und dessen Vermischung mit Kalk, Sand, Löß inkl. Organismen zu schneller geochemischer und hydraulischer Verhärtung führt. Was entsteht, ist Sedimentgestein als natürlicher Beton mit Versteinerungen (Zillmer 2008, 260261). Die Beobachtungen am Mount St. Helens (s.o.) zeigen, dass binnen zwei Jahren zig Meter unterschiedliche geologische Gesteinsschichten entstehen können (Zillmer 2008, 280). Durch die weitergehende Metamorphose von Sedimentgestein werden Tongesteine zu Schiefer, Kalksteine zu Marmor, Sandsteine zu Quarzit, Torf zu Kohle (Zillmer 2008, 271). Die Bildung von Kalkstein u.a. setzt Wasser als Reaktionsprodukt frei, was zur Erklärung des um 150 m erhöhten Wasserspiegels bei Sintflutszenarios beiträgt, welcher konventionell-geologisch mit Abschmelzen der Eiszeitgletscher erklärt wird (Zillmer 2011, 87).

In das Sintflutszenario stellt Zillmer auch die Entstehung der kilometerdicken Steinsalzschichten über Tausende km2, die heutzutage nicht mehr denkbar ist. Deren Entstehung ist im Sintflutszenario durch Verdampfung denkbar (marine Salzlager von oben) oder durch Ausgefrierung von unten (aus salzhaltigem Tiefenwasser) (Zillmer 2008, 266). Neue Magmaeruptionen führen zu Gemischen und Überlagerungen von Glutgestein, Sedimentgestein und metamorphem Gestein, z.B. auf dem 500.000 km2 großen Dekkanplateau Indiens (vgl. Whitcomb/Morris 1977, 158159, 170). Die Hochrechnungen zu Meteoriteneinschlägen mit Extremfluten und Extremvulkanismus können ebenso die Gebirgsbildung und die ozeanischen Spreizungszonen erklären wie auch die riesigen Flussrinnen oder Erosionsrinnen der Urstromtäler und Unterwasserschluchten in Schelfen (vgl. Whitcomb/Morris 1977, 156158).

Catastrophic Plate Tectonics

Junge-Erde-Theoretiker mit intelligent design-Hintergund sind heute meist der Theorie der Catastrophic Plate Tectonics (CPT) verpflichtet. Das dabei vertretene nichtaktualistische, katastrophistische geologische Modell stützt sich nicht auf ein Impaktgeschehen, sondern auf eine modifizierte Plattentektonik unter den Rahmenbedingungen einer globalen Flut, wie sie völkerkundlich und par excellence im Buch Genesis der Bibel überliefert ist. Das Modell wurde seit 1994 von drei Geologen und drei Geophysikern entwickelt. Garner (2011, 179193) fasst die sechs wichtigsten Eckdaten zusammen:

(1) Die Ozeankruste bricht von den Kontinentalrändern los und taucht per Subduktion in den Erdmantel ein. Wenn bestimmte Grenzwerte an Reibungserwärmung überschritten werden, erfolgt Computersimulationen zufolge eine nichtlinear beschleunigte Subduktion und wegen der enormen Zugkräfte zerbricht die vorsintflutliche Landmasse.

(2) Die Ozeankrusten werden ersetzt durch heißes Mantelmaterial, das entlang der mittelozeanischen Rücken an den Plattengrenzen aufquillt.

(3) Das Meerwasser verdampft so in gigantischen Geysiren entlang 1000en km Plattengrenzen (vgl. das Öffnen der Schleusen der Erde in Gen. 7, 11) in die Atmosphäre und kommt als globaler Starkregen zurück (vgl. Gen. 7, 4.11).

(4) Durch die zirkulierenden Flüssigkeitsströme aufgrund der sintflutlichen Subduktion erfährt das — durch elektrische Ströme im äußeren Erdkern aufrecht erhaltene — Erdmagnetfeld eine Serie von Umpolungen, welche durch extem schnelle Orientierungswechsel magnetischer Materialien empirisch bestätigt werden (R.S. Coe/M. Prevot: Evidence suggesting extremely rapid field variation during a geomagnetic reversal. In: Earth and Planetary Science Letters 92 (1989), 292298; R. S. Coe/M. Prevot: New Evidence for extraordinarily rapid change of the geomagnetic field during a reversal. In: Nature 374 (1995), 687692).

(5) Globale Überflutung und Tsunamis durch kilometerhohe Anhebung des Meersbodenniveaus.

(6) Weltweite marine Sedimente als jetzt vorliegendes Resultat.

Diese Theorie wird heute bei angloamerikanischen Autoren in der Regel durch die Ecological Zoning Theory [= Theorie sukzessiv überfluteter Ökosysteme] ergänzt wie bei Garner (2011, 194208). Dann ergibt sich:

(7) Die paläozoischen und mesozoischen Sedimente sind Ablagerungen der Flut. Der Fossilbefund ist hier ein Fenster in die — stärker als heute abgegrenzten, so die Annahme — vertikalen und horizontalen Provinzen der vorsintflutlichen Welt. Eine solche Provinz ist z.B. durch die mesozoische Nadelbaumflora und Dinosaurierfauna charakterisiert.

(8) Die paläozoische Exotenwelt bietet dabei das Spektrum der Ökosysteme der schwimmenden Wälder, welche auch die Kohleschichten großenteils verantworten.

(9) Präkambrische Fossilien werden einer Heißwasserumgebung an den Rändern der Kontinente zugeordnet mit Stromatolithen, Ediacarafauna und Trilobiten.

(10) Das Fehlen von Säugern, Vögeln und Blütenpflanzen in den Flutsedimenten wird mit der Totalvernichtung des spezifischen Ökosystems erklärt.

Der Klassiker The Genesis Flood

Die entsprechende ältere Darstellung bei Whitcomb/Morris The Genesis Flood (Philadelphia 1961; dt: Die Sintflut. Der Bericht der Bibel und seine wissenschaftlichen Folgen, Neuhausen/Stuttgart 1977) arbeitet mit den folgenden Fakten und Daten:

(1) Fast alles Sedimentgestein enthält Fossilien, die zudem meist durch bewegtes Wasser abgelagert wurden (1977, 156, 176).

(2) Das Material der alpiden Gebirgsbildung des Pliozän und Pleistozän ist weltweit Sedimentgestein (160).

(3) Keine Übergänge zwischen den Fossilienfamilien- und -arten trotz immensen Fossilmaterials: „Trotz der ungeheuren Menge paläontologischen Materials und des Vorhandenseins großer Serien intakter Formationsfolgen mit vollständigen Überlieferungen der systematischen Grundeinheiten (Arten, Gattungen) fehlen die Übergänge zwischen den höheren systematischen Kategorien (Klassen, Stämme) vollkommen.‘ (R. Goldschmidt: Evolution, as Viewed by One Geneticist. In: American Scientist 40 (1952), 98)" (161).

(4) Die wechselseitige Erklärung der geologischen Zeitafel durch die evolutionäre Zeittafel und der evolutionären Zeittafel durch die geologische Zeitafel ist ein klassischer Zirkelschluss (166).

(5) Häufige inverse Fossilfolgen (167, 199204, 222).

(6) Ungeheure Bewegungen der Erdkruste: „Ein weiteres wichtiges geologisches Phänomen, dem man überall in der Welt begegnet, sind die Spuren ungeheurer Krustenbewegungen der Vergangenheit. Große Massen des Gesteins wurden offensichtlich Tausende von Metern hochgehoben; Schichten bogen und falteten sich, wurden manchmal seitwärts geschoben oder völlig umgekippt, und dies alles in gigantischem Umfang [...] Die Erdkruste scheint auf beinahe jede erdenkliche Art und Weise ein- oder mehrere Male in der Vergangenheit gezerrt, gebrochen, gehoben, gesenkt und gefaltet worden zu sein. Dies wird außerdem durch die großen metamorphen Gebiete bezeugt, in denen das ursprüngliche sedimentäre oder kristalline Gestein in seiner Form vollständig geändert wurde, als Ergebnis der in der Kruste wirkenden gigantischen Kräfte. Auch die Schieferung in kristallinem Gestein wird diesen Ursachen zugeschrieben.“ (171)

(7) Keine überzeugende Theorie der Gebirgsbildung (172173).

(8) Bis 1955 29 erfolglose Erklärungsversuche der Eiszeit (175).

(9) Nichtuniformistische geologische Vorgänge: „Wir haben kurz drei der wichtigsten Wirkungen geologischer Arbeit betrachtet, nämlich vulkanische Erscheinungen, Erdbewegungen und Vergletscherung, und haben dabei gesehen, daß alle diese in der Vergangenheit vollständig anders geartet waren als die ihnen entsprechenden Phänomene heute, und das nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Wir werden außerdem sehen, daß das im Hinblick auf die wichtigste geologische Aktivität von allen — die Sedimentation — nicht weniger zutrifft. Im größten Teil des Sedimentgesteins der Erdkruste, das Fossilüberreste enthält und daher die Hauptgrundlage zur geologischen Interpretation der Erdgeschichte liefert, wurden Sedimente durch sich bewegendes Wasser abgelagert.“ (176)

(10) Die Entstehung von Sedimentationströgen oder Geosynklinalen ist ungeklärt. Es handelt sich um 10002000 km lange mal 100200 km breite und 412 km tiefe Mulden in seichten Meeren, angefüllt mit Sedimentgstein und zu Gebirgen gehoben (179).

(11) Die Kohleentstehung ist uniformitaristisch nicht erklärbar (191195).

(12) Menschliche Fossilien und Spuren im Mesozoikum (202204).

(13) Keine Ursprungsstrukturen für Überschiebungen, also das paradoxe Liegen alter Schichten auf jungen Schichten, und mechanische Unmöglichkeit nachträglicher, langsamer Überschiebung. Dies wegen der abnormen Druck- und Scherbeanspruchung der sich überschiebenden riesigen Schollen wie der dreieckigen Heart Mountain-Überschiebung in Wyoming mit 50 km mal 50 km mal 100 km Seitenbreite. Geologisch lagern hier 50 horizontale, konkordante paläozoische Schollen (Ordovizium, Devon, Unterkarbon) auf 250 Mio. Jahre jüngeren Eozänschichten (207219).

(14) Anachronistische geologische Zeittafel: „Die geologische Zeitskala ist ein äußerst schwaches Fundament, auf dem ein gewaltiger und unbeholfener Interpretationsüberbau errichtet wurde. Dr. E. M. Spieker, Professor für Geologie an der Ohio State University gab kürzlich zu:

‚Hängt unsere Zeitskala mit dem Naturgesetz zusammen? Nein. ... Ich frage mich, wie viele von uns erkennen, daß die Zeitskala im wesentlichen in ihrer heutigen Form um 1840 eingefroren wurde, ...? Wieviel war um 1840 von der geologischen Beschaffenheit der Welt bekannt? Ein kleines Stück von Westeuropa, das aber nicht besonders gut erforscht war, und ein kleinerer Bezirk der Ostküste Nordamerikas. Ganz Asien, Afrika, Südamerika und der größte Teil Nordamerikas waren im Grunde genommen unbekannt. Wieso wagten die Pioniere anzunehmen, daß ihre Skala auf das Gestein dieser riesigen Gebiete zutreffen würde, die bei weitem den größten Teil der Welt ausmachen? Nur durch eine dogmatische Annahme: eine bloße Erweiterung jener Schlüsse, die Werner aus den Gegebenheiten seines kleinen Distrikts in Sachsen zog. Auf viele Teile der Welt, besonders Indien und Südamerika, trifft die Skala nicht zu. Aber sogar dort wird sie angewandt! Die Nachfolger der Gründungsväter gingen dann über die Erde und machten sie für die Sektionen passend, die sie jeweils antrafen, selbst an Stellen, wo die tatsächlichen Anzeichen eine abschlägige Antwort erteilten. So flexibel und entgegenkommend sind die >Tatsachen< der Geologie.‘ (Edmund M. Spicker: Mountain-Building Chronology and Nature of Geologie Time-Scale. In: Bulletin American Assocation of Petroleum Geologists (40) 1956, 1803)." (226)

(15) Die bestehende historische Geologie ist Pseudowissenschaft: "Die uniformitarianistischen Geologen des 19. Jahrhunderts ... bauten ihr System der historischen Geologie auf Sand. Das Ergebnis davon ist ... eine Pseudowissenschaft, die (worauf die Geologen Rastall, Spieker u. a. selbst hingewiesen haben) aus einem Flickwerk von Zirkelschlüssen, gewaltsamen Interpretationen, reiner Spekulation und dogmatischen, autoritativen Aussagen zusammengesetzt ist — ein System, das vorgibt, die ganze evolutionistische Geschichte der Erde und ihrer Bewohner zu erklären, obgleich es jedoch mit ungezählten Lücken und Widersprüchen angefüllt ist [...] Diese Kritik bezieht sich auch nicht auf die gesamte Geologie, sondem nur auf die uniformitarianistische Interpretation der Historischen Geologie. Die Mineralogie, Petrographie, Geophysik, Montangeologie, Erdölgeologie, Geotektonik, Seismologie, Geochemie, Meeresgeologie, Sediment- und Grundwassergeologie - alle sind Zweige der Geologie und im vollsten Sinn des Wortes Wissenschaftsgebiete. Von der Geomorphologie und Stratigraphie könnte man fast das gleiche sagen, obwohl in diesen Disziplinen notwendigerweise einige Spekulationen dazukommen; in ihren beschreibenden Aspekten gilt dies selbst für die Paläontologie. Die Historische Geologie ist nur ein kleiner und wirtschaftlich unbedeutender Teil der Geologie als Ganzes, und wir sind nur in bezug auf dieses Teilgebiet der Geologie anderer Meinung. Eine vollständige Neuorientierung der Historischen Geologie ohne irgendwelche ernsten Auswirkungen für die anderen Zweige der Geologie wäre absolut möglich.“ (228229)

(16) Fünf Epochen der Schaffung geologischer Formationen im Schöpfungs- und Sintflutszenario. (1) Anfängliche Schöpfung. (2) Sechs Schöpfungstage, v.a. der 3. Tag mit der Orogenese und der 4. Tag mit dem Erscheinen der Sonne. (3) Vorsintflutliche obere Wasserscheide und kein Regen. (4) Die Flut als das „geologisch bedeutsamste Ereignis“. (5) Nachsintflutliche langsame und katastrophische Vorgänge (230232). Näherhin ordnen Whitcomb/Morris die geologische Gesteins- und Fossilienbildung so zu: 1. Tag: Physikalische und chemische Formen der Urmaterialien unter Einwirkung von Erdhitze und Lichtenergie. Grundgebirge des Archäozoikum mit eruptivem, kristallinem, metamorphem Gestein in einer weltweiten Diskordanz zu Sedimentgesteinen: „Das ist die wirkliche universale Unterbrechung“ (244245). Am 2. Tag Bildung des Wasserfirmamentes über der Erde (Troposphäre) (245). Am 3. Tag Orogenese und Erosion mit den ältesten Sedimenten des Proterzoikums (246). Pflanzen und Tiere und Biotope sind mit scheinbarem Alter geschaffen, da sonst nicht funktionstüchtig und lebensfähig (249). Dazu kommt bei Whitcomb/Morris grundsätzliche Evolutionskritik:

„Die Überzeugung ... daß Evolution die Erklärung aller Dinge sei, [kommt] von außerhalb des Bereiches verifizierbarer Wissenschaft. Sie ist in der Tat in viel größerem Maße Glaube und Meinung als der Schöpfungsglaube. Deshalb wird sie den grundlegendsten und bestbegründeten Naturgesetzen entgegen vertreten, d. h. allen Erfahrungen zum Trotz. Die geoffenbarte Tatsache einer Schöpfung wird dagegen zumindest sehr stark vom Kausalitätsgesetz, vom ersten und zweiten Hauptsatz der Thermodynamik und anderen grundlegenden Wahrheiten der demonstrierbaren Wissenschaft gestützt.“ (253254)

Weltweites warmes subtropisches bis tropisches Klima vor der Flut: Paläozoikum, Mesozoikum und Tertiär bis Miozän. Im Eozän herrscht subtropisches Klima in Grönland. Eine Ausnahme ist die Permvereisung, aber auch das Perm ist sonst warm. Die Indikatoren für die Gletschertätigkeit im Perm sind kausal auch anders erklärbar, durch unterseeische Gleitablagerungen (260266): „Es ist schwierig, dies universale Tropenklima zu erklären.“ (266) Eine thermische Dunsthülle ist die plausibelste Erklärung (271274). Vgl. auch Stanley (1994, 37), der aber eher umgekehrt ein relativ gleichmäßiges warmes Klima als Normalfall sieht: „Ein ... ungewöhnliches Merkmal unserer heutigen Welt sind die übermäßig großen Temperaturgradienten zwischen den Polen und dem Äquator.“

(17) Zentrale geologische Bedeutung der Flut als die Summe kombinierter meterologischer und tektonischer Phänomene (342): „Wenn der Flutbericht der Bibel wahr ist, wovon wir fest überzeugt sind, dann ist eines absolut sicher: die Sintflut war ein Kataklysmus von absolut riesigem Ausmaß und Wirkungsvermögen und muß in dem Jahr, in dem sie auf der Erde herrschte, eine ungeheure Menge geologischer Arbeit verrichtet haben. Entweder muß man den Bericht der Bibel als historisch völlig wertlos abtun oder aber die Tatsache anerkennen, daß ein großer Teil der Gesteinsformationen der Erde von der Flut abgelagert worden sein muß: es gibt keine andere vernünftige Alternative [...] Selbst die relativ unbedeutenden Fluten von heute üben riesige Erosions- und Transportkräfte aus. Sir Cyril S. Fox, Direktor der Geological Survey of India, der in bezug auf Fluten und ihre Auswirkungen eine lange Erfahrung hat, schreibt: ‚Selbst heute wird die erstaunliche Gewalt kaum richtig eingeschätzt, die Flutmassen dahinstürmenden Wissers in bezug auf das Auswaschen und Transportieren von Materialien haben.‘ [Cyril S. Fox: Water (New York, Philosophical Library, 1953), S. XIV] Sir Cyril zitiert aus einem eindrucksvollen Bericht über Fluten im Nordosten Indiens:

‚P. D. Oldham gab eine kurze Beschreibung der Tragfähigkeit von Flutströmen in der Cherrapunji-(Assam)-Region, die schweren Regen ausgesetzt ist. Er schrieb: ‚... das Wasser war nur 4 m über den Stand hinaus gestiegen, den es einige Tage zuvor gehabt hatte; der Ansturm war gewaltig — riesige Felsblöcke, die von einer Seite zur anderen einige Meter maßen, wurden mit schrecklichem Gepolter vorwärtsgerollt, fast so mühelos wie Kieselsteine in einem gewöhnlichen Fluß. In einer Nacht wurde ein Granitblock, der nach meinen Berechnungen mehr als 350 Tonnen wog, mehr als 10 m fortbewegt; und der Strom war tatsächlich trübe vor lauter Kieselsteinen, die einen Durchmesser von einigen Zentimetern hatten und in dem dahineilenden Strom fast wie Schlamm fein verteilt waren . . .‘ Heute gibt es auf dem Cherrapunji-Plateau fast keinen Erdboden mehr. Außerdem ist es bemerkenswert, daß Wasser, das fein verteilten Schlamm mit sich führt (wovon seine erhöhte Dichte herrührt), wegen der gleichen Geschwindigkeiten größere Steine wie klares Wasser trägt.‘

Man muß sich eine derartige Fluttätigkeit nicht an einem begrenzten Ort, sondern weltweit, nicht nur für ein paar Tagen oder Stunden, sondern ununterbrochen für Wochen und Monate vorstellen, um den Charakter der biblischen Flut richtig würdigen zu können.“ (274275). Marine Erosion hat noch größere Gewalt, da Sturmwellen bis 2000 Tonnen schwere Betonblöcke bewegen, wobei Tsunamis bis 850 km/h schnell und 40 m hoch werden (278279): „Diese ungeheure Ballung diastrophischer und hydrodynamischer Kräfte muß zweifellos die vorsintflutliche Topographie und Geologie der Erdkurste sehr stark verändert haben. Mächtige Strömungen aus allen Richtungen, aller Größenordnungen und Perioden müssen erzeugt worden sein, die dann ein immenses Erosions-, Transportierungs- und Ablagerungsvermögen entwickelten. Bei dieser Kombination von Effekten wird dann jede Art von Ablagerung oder Ablagerungsfolge möglich und verständlich. Das Ergebnis muß schließlich eine riesige Vielfalt von Sedimenten gewesen sein, nachdem sich die Wasser verlaufen hatten.“ (280)

(18) Neue Orogenese nach der Sintflut zur Aufnahme der Wassermassen und neue gigantische Erosion und Ablagerung plus Trübungsströme aus Wasser und Schlamm (281285): 3/4 der Landgebiete der Erde = 143 Mio. Quadratkilometer sind Sedimentgestein von einigen Metern bis 12 km Dicke (285).

(19) Evaluation der Erklärungskraft der beiden Paradigmen: „Wir wiesen daraufhin, daß man niemals an irgendeiner bestimmten Stelle der Erdoberfläche etwas fand, was an eine vollständige geologische Zeitfolge herankommen würde, sondern nur ein einziges oder höchstens einige wenige Systeme. Die Abfolgen, die man an einem bestimmten Ort findet, lassen gewöhnlich ein oder mehrere wichtige Systeme — verglichen mit der Standardsequenz — aus, oft ohne irgendeinen physiographischen Hinweis darauf, daß die vermutete dazwischenliegende Erosionsperiode (oder Periode ohne Ablagerung) wirklich jemals vorkam. Und es ist keineswegs ungewöhnlich, daß man Schichten vollständig außerhalb der anerkannten Reihenfolge vorfindet, wo >alte< Schichten konkordant auf >jungen< Schichten liegen. Wir betonten wiederholt, daß dies alles schwer auf der Uniformitätstheone und der Theorie von den geologischen Zeitaltern lastet. Aber im Lichte des biblischen Berichtes würde man obige Funde direkt erwarten! In einigen Gebieten würde eine Sedimentenansammlung abgelagert werden und in anderen Gebieten eine völlig davon verschiedene, je nach Ursprungsgebieten und Richtungen der ablagernden Strömungen. In diesem ungeheuren Komplex von Strömungen, Flutwellen und Sedimenten mit ihren eingefangenen Organismen würde eine Vielfalt von unterschiedlichen Sedimentgesteinsarten sogar direkt auf dem kristallinen Grundsockel abgelagert werden. Dr. Spieker schreibt. ‚Wie viele Geologen haben sich wohl Gedanken über die Tatsache gemacht, daß über dem kristallinen Grundgebirge keineswegs nur Kambrium, sondern — je nach Örtlichkeit — Gesteine jeden Alters abgelagert wurden?‘ E. M. Spieker: »Mountain-Building Chronology and Nature of Geologie Time-Scale«, Bulletin American Association of Petroleum Geologists, Bd. 40, August 1956, S. 1805.“ (286287)

(20) Wasser hat eine hochgradig sortierende Wirkung nach Größe, Form, Dichte der Partikel oder Objekte. Das bedeutet, dass ganz unten und als erstes marine, einfache, abgerundete, stromlinienförmige, sehr schwere Organismen wie Trilobiten und Brachiopoden abgelagert werden und so unterschiedliche stratigraphische Horizonte entstehen (288289). Marine Wirbeltiere haben eine größere Beweglichkeit und werden daher später erfasst, meist durch Sedimentmassen kontinentalen Ursprungs. Amphibien und Reptilien des Perm und Karbon sowie Säuger und Vögel werden mit lokalen Ausnahmen sukzessive entsprechend dem Flutszenario erfasst (290).

(21) Kohlegebirge finden sich überall und in fast allen geologischen Formationen. Es handelt sich um verfrachtete Zusammenballungen organischen Materials mit Speziesmischung aus allen Weltteilen und Klimazonen (Nilsson) (292). Kohle entsteht schnell durch Druck- und Scherkräfte (Otto Stutzer: Kohle (Berlin, Verlag von Gebrüder Borntraeger, 1923), 86): „Allem verfügbaren Beweismaterial nach zu urteilen scheint es, daß Kohle sich, geologisch gesprochen, in sehr kurzer Zeit bilden kann, wenn die Umstände günstig sind“ (E. S. Moore: Coal (2. Auflage New York, Wiley, 1940), 143) (293294). 

(22) Marine Protozoen (Foraminiferen) gelten als Leitfossilien des Tertiär. Dagegen steht die unbegrenzte Variation der Formen und Strukturen der Foraminiferen aus jedem Ahnentyp (298).

(23) Tertiäre Ablagerungen sind meist isoliert und lokal statt großer kontinuierlicher Gesteinsdecken wie im Paläozoikum oder Mesozoikum. Sie sind späten Stadien der Flut zuzuordnen (298). 

(24) Eiszeitablagerungen entsprechen einer Flut aus dem Norden: „Die Glazialgeologen antworteten nie auf die zwingende Kritik von Sir Henry Howorth, der am Ende des 19. Jahrhunderts Präsident des Archäologischen Instituts von Großbritannien war und der ein ungeheuer umfangreiches Beweismaterial für seine Ansicht sammelte, daß der größte Teil der vermuteten Kontinentgletscherablagerungen von einer Flut gebildet worden war, die aus dem Norden herunterfegte. Vergleiche dazu besonders seine Werke, The Glacial Nightmare and the Flood, Bände I und II, 1895, und Ice or Water, Bände I und II, 1905.“ (308) 

(25) Es ist plausibel, eine Eiszeit mit unterschiedlich großen Maxima in Europa und Nordamerika anzunehmen (313319) sowie ein schnelles Ende der Eiszeit (319).

(26) Das nachsintflutliches Pleistozän zeigt neben der Eiszeit die jüngsten und größten katastrophischen Erdbewegungen (327). Fast alle Seen der Welt wiesen früher einen um 40-400 m höheren Wasserspiegel auf, was als Reste der Wasserfluten gedeutet werden kann (328329). Auch die Flüsse hatten früher größere Wassermassen, was die 10 Mal größere Breite der Täler und Mächtigkeit der alluvialen Füllungen belegt (332336). Der frühere tiefere Meersspiegel ist der vorsintflutliche Wasserspiegel (338340).

Schwierigkeiten des Impakt- bzw. Sintflutmodells

Hier eine Liste der Schwierigkeiten des ausschließlichen Impakt- oder Sintflutmodells zur Erklärung der geologischen Phänomene in einem Kurzzeitrahmen. Die deutsche und überhaupt europäische Schöpfungsforschung (scientific creationism) weist insbesondere auf den unbestreitbaren Sachverhalt der weltweit synchronen Sedimentierung hin (Stephan 2010, 105). Stephan/Fritzsche (2003, 37) etwa sagen:

„Die Sedimentgesteine (Ablagerungsgesteine) zeigen keine chaotischen Abfolgen, sondern können in der Regel aufgrund des Überlagerungsprinzips und ihrer geordneten Fossilabfolge weltweit korreliert werden. Die Untergliederungen wurden im Wesentlichen zwischen 1750 und 1850 vor dem Durchbruch der Evolutionsanschauung anhand von geologischen Geländebefunden vorgenommen.“

Dass es nirgends auf der Welt vollständige geologische Schichtfolgen gibt, ist für Stephan kein entscheidendes Gegenargument, da dies wegen des Wechselspiels von Ablagerung und Abtragungen/Hebungen nicht anders zu erwarten sei (Stephan 2010, 100101). Das ist m.E. allerdings zu optimistisch. Wir haben auf der Einleitungsseite gesehen, dass die derzeitige Historische Geologie in der überregionalen und darüber hinaus sogar weltweiten Korrelierung der Gesteinsschichten die vielleicht größte, unerledigte und mit zahllosen Problemen beladene Herausforderung sieht. Weitere offene Fragen sind:

  • Keine Vermischung der Fossilgemeinschaften (Stephan 2010, 106107). Dazu die selbstkritische Methodendiskussion bei Stephan/Fritzsche (2003, 102): „Wären alle fossilführenden Sedimente während der Flut gebildet worden, müßte mindestens in einigen Schichten ein Durcheinander von fossilen Resten der Säugetiere, Vögel, Reptilien, weiterer Wirbel- und Nichtwirbeltiere und von Menschen anzutreffen sein. Bei den Pflanzen sollten Farnpflanzen, Nackt- und Bedecktsamer mindestens teilweise gleichzeitig auftreten. Tatsächlich existiert aber eine Abfolge ..., die bei grober Betrachtung recht gut mit Makroevolution erklärt werden kann, wenn man von der Problematik der fehlenden Übergangsformen zwischen den Hauptgruppen von Lebewesen absieht“. Das ist so pauschal allerdings nicht zutreffend, da es sehr wohl vermischte Fossillagerstätten gibt, PN. Siehe dazu die weiteren Kapitel.
  • Die normalerweise mit jungen marinen Sedimentschichten in Verbindung gebrachten Salzlager finden sich (i) auch in alten geologischen Systemen (Stephan 2010, 135) und (ii) die Mehrzahl von ihnen nicht in marinen Sedimenten (Stephan 2010, 135).
  • Plötzlicher Wechsel von Fossilgemeinschaften an 5 katastrophischen Schnittstellen (Stephan 2010, 138).
  • Dem Aussterben durch den Kreide/Tertiär-Impakt entgehen Bienen, Amphibien, Schildkröten, Krokodile, Vögel, die vorher und nachher vorhanden sind (Stephan 2010, 139).
  • Sedimentbesiedler verlangen Ablagerungspausen (140142).
  • Organisch entstehende Riffschichten (Korallen, Schwämme, Muscheln) benötigen Zeit (Stephan 2010, 142150). Das Überleben tropischer Korallen kann hingegen als kompatibel zu Sintflutbedingungen betrachtet werden (Zillmer 2011, 238-239).
  • Reine organische Kalkproduktion durch Mikroorganismen (Algen) wie in der Kreideformation benötigt Zeit. Der Zeitrahmen stellt unüberwindliche Probleme. Beim Kreidekalk (z.B. Kreidefelsen von Rügen und an der englischen Kanalküste) „sprengt die Masse der kalkigen Algenreste [Kreidekalk besteht hauptsächlich aus planktonischen Algen] jeden nur denkbaren Rahmen. Die Ablagerungen können unmöglich während der turbulenten Ereignisse des Flutjahres produziert worden sein.“ (Stephan/Fritzsche 2003, 113) Dazu finden sich in der sog. Niobaraformation in Kansas 100 Bentonitlagen (Millimeter bis Zentimeter stark) aus verwittertem Vulkanstaub, wobei für die Entstehung jeder Lage Wochen anzusetzen sind. Solche Bentonite finden sich auch im Visbymergel auf Gotland. Aber aufrecht fossilierte Fauna und Flora (Belemniten und Seelilienstile), gut erhaltene Tierreste und die teilweise Schrägschichtung in Kreidegesteinen sprechen andererseits wieder für eine schnelle Ablagerung (Stephan 2010, 151154).
  • Alle Sauriergruppen weisen immer wieder kritische Reproduktionseinschnitte auf (Stephan 2010, 169).
  • Übereinander liegende Fundhorizonte von Sauriergelegen, bis 20 Nester mit 300.000 Eiern (Stephan 2010, 159161) sprechen gegen ein einmaliges kurzzeitiges Geschehen.
  • Es finden sich in Sauriern Magensteine, welche aus dem Ordovizium bis Trias (490200 Mio Jahre) stammen.
  • Sedimentfolgen wechseln seitlich nach 10 m, 100 m, 10 km oder 100 km (Stephan 2010, 167). Dagegen sind katastrophische Sedimente (z.B. Schwarzschiefer der Kellwasserhorizonte) globale dünne Schichten, welche über 1000e km gleichbleiben.
  • Das Kurzzeitmodell des biblischen Kreationismus muss 500 geologisch dokumentierte Impaktereignisse auf der Erde einem Zeitfenster von 5.000 Jahren zuordnen, was einen Asteroideneinschlag alle 10 Jahre ausmachen würde.

Zum letzten Punkt bietet Rüdiger Heinzerling, Büdingen, eine Zusammenfassung: Das Impaktszenario sprengt Kurzzeitmodell des biblischen Kreationismus, 2004 [http://www.waschke.de/twaschke/artikel/gast/heinzerling/impakt.htm]:

„Von seiten der Geologie gilt die Zuordnung vieler irdischer Krater zu Impaktereignissen als gesichert. Zur Zeit sind ungefähr 150 Krater bekannt. Diese Zahl ist unter Voraussetzung einer näherungsweisen Gleichverteilung der Einschlagstellen über die Erdoberfläche noch mit dem Faktor 10/3 zu multiplizieren, um die Einschläge in den Weltmeeren zu berücksichtigen: 150 mal 10/3 = 500. Eine Betrachtung der Mondoberfläche im Blick auf die Impaktdichte läßt diese Zahlen als nicht übertrieben erscheinen […] Es ist daher zu erklären, wann im Verlauf der vergangenen 10000 Jahre die Einschläge von mindestens 500 Kometen und Asteroiden stattgefunden haben sollen und welche Auswirkungen das auf die Erd- und Kulturgeschichte gehabt hat. Antworten:

a) Alle größeren Einschläge geschahen zur Zeit der Sintflut. Die meisten Auswirkungen wurden durch die Folgen der Flut verwischt […] Aber die weltweit auf spezielle Punkte verdichtete Energieabgabe von mehreren 1023 J [erzeugt] ganz andersartige Vernichtungsabläufe als die in der Bibel beschriebene Wasserflut! Eine vergleichende Lektüre von Gen. 69 und z.B. des Buches von A.u. E. Tollmann S. 3287 […] macht das vollkommen klar. Wie paßt die Beschreibung des über viele dutzende Tage langsam ansteigenden Wassers zu Flutwellen, die über das Land hereinbrechen? […] Man frage sich, wo die Menschen unmittelbar nach Ende der Flut gelebt haben, denn nach biblischer Aussage war nach ca. einem Jahr die Sintflut vorüber und ‚die Fläche des Erdbodens war trocken‘ (Gen. 8, 13.14, was mit den Folgewirkungen eines Impaktszenarios absolut nicht vereinbar ist. Usw. Antwort a) widerspricht dem detaillierten biblischen Sintflutbericht.

b) Die Einschläge verteilen sich auf die Zeit von der Schöpfung an bis kurz nach der Sintflut. Auch in diesem Fall wurden die meisten Auswirkungen durch die Folgen der Flut verwischt. Diese Antwort hat den Vorteil, die verheerende Wirkung der Einschläge zeitlich etwas zu strecken, wenn auch bei weitem nicht so stark, daß die Auswirkung der einzelnen Impaktoren nicht mehr unter die Bezeichnung ‚weltweite Massenvernichtung’ fallen würden. Sie erklärt aber vor allem nicht, warum die Bibel hiervon nichts berichtet. Sie erweckt im Gegenteil den Eindruck, daß die Sintflut bis zum heutigen Tag die einzige Katastrophe mit der Folge weltweiten Massensterbens gewesen ist […] Im schöpfungtheoretischen Weltbild bedeutet das, daß sich zumindest von größeren Kometen- und Asteroideneinschlägen weder erd- noch kulturgeschichtliche Belege finden dürften. 10 (bzw. 33) solche Einschläge plus 150 (bzw. knapp 470) kleinere stellen empirische Fakten dar, die in der Zeit von 10000 bis 5000 Jahren vor heute weder biblisch noch in Anbetracht ihrer Folgewirkungen ‚unterzubringen‘ sind: Wo und wie sollten die Patriarchen von Adam bis Noah gelebt haben, wenn durchschnittlich alle 10 Jahre ein Komet oder Asteroid niedergeht? Antwort b) ist mit der biblischen Vorstellung von der Einzigartigkeit der Sintflutkatastrophe nicht vereinbar.

c) Die irdischen Impaktkrater sind ein von Gott geschaffenes Artefakt. In Wirklichkeit sind keine Kometen oder Asteroiden auf die Erde gestürzt. Dies ist die von Laien bevorzugte Patentantwort, hier angewendet auf ein Impaktszenario: Impaktkrater als künstlicher Altersanschein, der ein geologisches Ereignis nur vortäuscht. [...]

d) Der ‚Altersanschein’ ist tatsächlich echt, er sprengt die zeitlichen Grenzen des Kurzzeitmodells.“

Welche Lösungsansätze für diese Schwierigkeiten Junge-Erde-Theoretiker entwickeln, kann nur angedeutet werden. Eine Antwort ist die mature-creation-These: Geologische Formationen und Biotope sind mit scheinbarem Alter — inkl. solcher astrophysikalischer Altersindizien wie kosmischen Kratern — geschaffen, da sie sonst nicht funktionstüchtig und lebensfähig, aber auch nicht authentisch wären (vgl. Whitcomb/Morris 1977, 249). Andere arbeiten mit irgendeiner Form der Lückentheorie (engl. gap theory, gap creationism), welche annimmt, dass zwischen Genesis 1,1 "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde" und dem eigentlichen Schöpfungsbericht Genesis 1, 231 eine zeitliche Lücke zu sehen ist, die mit dem Chaos der Urflut (Tohu wa bohu) endet: "Die Erde war wüst und leer". In dieser Lücke könnte eine potentiell riesige Zeiträume abdeckende Vorschöpfung gedacht werden und derselben geologische Formationen und Verwerfungen, Eiszeiten, Kohleentstehung und ev. auch Fossilien zugeordnet werden. Ein prominenter Vordenker eines oder mehrerer solcher kosmischer Zyklen vor dem heutigen Kosmos ist der 2. Direktor der Theologischen Hochschule [Katechetenschule] Alexandrien, Clemens von Alexandrien (150215 n.C.). Die theologisch und geologisch selbst nicht unproblematische Theorie wurde Anfang des 19. Jh. von dem Theologieprofessor Thomas Chalmers (Universität Edinburgh) und dem Professor für Geologie und Paläontologie William Buckland (Universität Oxford) neuerdings entwickelt, der das erste Dinosaurierfossil wissenschaftlich beschrieb. Vor der Renaissance der Junge-Erde-Theorie durch Whitcomb/Morris, also bis Ende der 1950er Jahre, war sie in streng orthodoxen Kreisen die Standardinterpretation. Eine weitere, dritte Antwort bestünde im Übergang von der Kurzzeit-Schöpfungslehre zu Langzeit-Schöpfungslehren, welche erdgeschichtlich aufeinander folgende Schöpfungsakte von Grundtypen annehmen, aus denen sich auf dem Weg der unbestrittenen Mikroevolution (mit ebenfalls unbestritten hohem Entwicklungspotential) auf einander folgende Lebenswelten in korrespondierenden Erdepochen entwickeln. Aufgrund der in diesem Menu verhandelten und vorgestellten Daten und Befunde wird allerdings auch in diesen Theorien die gängige Geochronologie in Frage gestellt und verkürzt, nur nicht im buchstäblichen Verständnis der Schöpfungswoche in Genesis 1. Eine vierte Antwort ist wissenschaftstheoretischer Natur und verweist darauf, dass naturwissenschaftliche Theorien aus mehreren Gründen immer nur beschränkt, relativ und vorläufig sind und nie definitive Erlärungen sein können. Scheinbar widersprüchliche Fakten konnten daher schon oft im weiteren Verlauf der Wissenschaftsgeschichte verstanden und integriert werden (siehe auch das Kapitel 'Wissenschaftstheoretisches Fazit').

Astrophysikalische Randbedingungen

Falsifizierung der Stabilität des Sonnensystems

Nicht wenige Befunde aus der kosmologischen und astrophysikalischen Forschung erscheinen auch in diesem großen, kosmologischen Maßstab die Junge-Erde-These zu unterstützen. Kritiker der derzeitigen Geochronologie machen daher auch Daten und Fakten stark, welche die gängigen Zeitannahmen zur Dauer des Sonnensystems oder der Galaxien in Frage stellen. 

So etwa die in der Standardtheorie anerkannten Zweifel an der längerfristigen Stabilität unseres Sonnensystems; einschlägig hierzu ist der Beitrag von Gerald Jay Sussman/Jack Wisdom: Chaotic Evolution of the Solar System. In: Science 257, 3. Juli 1992, 5662. Die Autoren konnten nachweisen, dass der Zwergplanet Pluto aufgrund Wechselwirkungen mit den Planeten des Sonnensystems schon jetzt einer chaotischen Bahnlinie folgt. Die Autoren haben ferner Rechnersimulationen der Bewegungen aller Planeten durchgeführt, welche ergaben, dass in ca. 50 Millionen Jahren alle kleinen Planeten unseres Sonnensystems chaotischen Bahnen folgen werden. Eine zweite Untersuchung hat unabhängig dieselben Befunde vorgelegt. Ihr Autor ist Jacques Laskar: A Numerical Experiment on the Chaotic Behaviour of the Solar System. In: Nature 338, 16. März 1989, 237238. Durch diese Hochrechnungen ist natürlich die bisherige Annahme ohne zusätzliche ad hoc-Hypothesen nicht mehr vertretbar, wonach die Planeten seit der Entstehung des Sonnensystems vor 4, 5 Milliarden Jahren stabile Umlaufbahnen verfolgten.

Ein weiteres Beispiel hat Anna Frebel vorgestellt: Auf der Spur der Sterngreise. In: Spektrum der Wissenschaft, Sept. 2008, 2432. Es geht darum, dass Spektralanalysen des von Sternen oder Galaxien ausgehenden Lichts eine Schätzung darüber ermöglichen, wie groß der Anteil der verschiedenen Elemente im jeweiligen Beobachtungsobjekt ist. Liegen Elemente vor, die schwerer als Wasserstoff und Helium sind, spricht man von der Eigenschaft der Metallizität. Nach der Standardtheorie bilden sich schwerere Atome als Wasserstoff und Helium erst in einem Milliarden Jahre dauernden Vorgang in den Sternen. Man kann also Wasserstoff und Helium sowie Metallizität als Altersindikatoren nutzen. Die am weitesten entfernten Galaxien (Entfernungen werden durch die sog. Rotverschiebung des Lichtes ermittelt) sollten nun nach der Theorie eine frühe Phase der Entwicklung repräsentieren. Messungen zeigen jedoch keine systematischen Unterschiede bezüglich der Metallizität zwischen nahen (alten) und weit entfernten (jungen) Galaxien.

Ein drittes Beispiel ist die offensichtlich nötig gewordene Redatierung des Alters des etwa 800 Sonnenmassen umfassenden und aus interstellarem Gas und einem Kugelsternhaufen bestehenden Schwanennebels (Cygnus) in unserer Milchstraße. Nach Keith Davies: The Cygnus Loop – a Case Study. In: Journal of Creation, 20 (3) 2006, 9294, wurde für den Schwanennebel bis vor einiger Zeit ein Alter von 100.000 Jahren angenommen. Nach neuen Daten ist das Alter jedoch max. 3000 Jahre. Ursache des Irrtums war anscheinend, dass die Dichte des interstellaren Mediums in der Nähe des Schwanennebels nur 10 % des Standardwertes des Weltraums aufweist. Diese Dichte beeinflusst unmittelbar die Ausbreitungsgeschwindigkeit eines Nebels, so dass aktualisierte Berechnungen nahe legen, dass der Schwanennebel in der kurzen Zeit von 3000 Jahren bis zur heutigen Größe expandierte.

Garner (2011, 107) verweist darauf, dass kurzperiodische Kometen, die in 200 Jahren oder weniger den Sonnenorbit kreuzen, maximal 10.000 Jahre Lebenszeit haben, bis ihr eigenes Material verbraucht ist. Dazu ist nach jüngsten Forschungen die Kuipershäre kein Reservoir für immer neue Kometen (vgl. auch Whitcomb/Morris 396397).

Ebenfalls bei Garner (2011, 108109) der Hinweis auf die Wärmeabstrahlung der großen Gasplaneten wie Jupiter, die doppelt so groß ist wie die Neuabsorption durch Sonneneinstrahlung. Das heißt, dass diese Planeten nicht Milliarden Jahre existieren können, da eine alternative innere Energiequelle problematisch bleibt und auch zu gering, wenn als Kontraktionswärme durch Gravitation gedeutet. Auch der hohe Hitzefluss des Jupitermondes Jo, einer der vulkanisch aktivsten Körper des Sonnenssystems, ist nicht Milliarden Jahre denkbar, da die spekulative Gezeitenerwärmung zu gering ausfällt. Auch die Saturnringe gelten heute nicht mehr Milliarden Jahre alt, sondern als relativ kurzlebige Phänomene von zig Millionen bis sogar nur Tausenden von Jahren (Garner 2011, 110).

Whitcomb/Morris (1977, 392394) haben folgendes Argument: Jedes Jahr fallen 14 Mio. Tonnen Meteoritenstaub auf die Erde. Bei 5 Mrd. Jahren Erdalter läge eine 16, 5 Meter dicke Schicht auf der ganzen Erde und enthielte soviel Eisen aus Meteoriten wie alles Eisen der Erdkruste bis in 2, 5 km Tiefe.

Weitere Argumente sind: Wenn die Erde 4, 5 Mrd. Jahre alt ist, dann müsste sie übersät sein von ca. 450.000 Kratern, da statistisch alle 10.000 Jahre ein Impakt stattfindet. Ursachen der Impakte sind v.a. die ca. 50.000 Kleinplaneten bis 930 km Durchmesser (vgl. auch Zillmer 2011, 159) in unserem Sonnensystem zwischen Mars und Jupiter, eventuelle Überreste eines alten Planeten, insofern theoretisch eine Lücke in der Abfolge der Planeten zwischen Mars und Jupiter besteht. Dazu kommen sonstige kosmische Meteoriten. Man deutet auch die eigentlich nierenförmige Gestalt der Erdoberfläche – wegen eines Loches im Stillen Ozean – als Ergebnis einer kosmischen Katastrophe zwischen Planeten, Monden und Asteroiden (vgl. Zillmer 2011, 163. Die Kollision der Erde mit einem marsgroßem Planeten wird erörtert in Science 301, 04.07.2003, 8487). Auch Stanley (1994, 239) sieht dies als schulgeologische Mehrheitsmeinung: Asteroiden werden z.T. von Planeten eingefangen, was zu Kollisionen und großen Störungen der Umlaufbahnen führt. Der Mond ist — so die heute vorherrschende These — ev. durch Kollision mit einem anderen marsgroßen Planeten entstanden, welche einen großen Brocken der Erde abgetrennt hat.

Ferner: Das Magnetfeld der Erde als Schutz vor tödlicher kosmischer Strahlung wird in 4000 Jahren verschwunden sein, da es um 0, 007 % pro Jahr abnimmt. In den letzten 2000 Jahren hat das irdische Magnetfeld also um 50 % an Stärke abgenommen. Andererseits: Vor 22.000 Jahren hatte es unter uniformitaristischen Voraussetzungen sein Maximum, eine ebenfalls tödliche Spannungsspitze (so Zillmer 2011, 233, und 2008, 302). Wir leben also in einem ca. 10.000 Jahre dauernden lebensfreundlichen Zeitfenster zwischen tödlichem Magnetfeldmaximum und tödlichem Magnetfeldminimum. In diesem Zusammenhang ist auch erwähnenswert, dass die Lebenserwartung biologisch offensichtlich um ein Vielfaches über dem jetzigen Alter von max. 120 Jahren liegt. Das gegenwärtige biologische Alter ist nicht naturgesetzlich (vgl. Zillmer 2011, 212). Es gibt außerdem erhebliche Hinweise für Riesenwuchs in vorgeschichtlicher Zeit (vgl. Zillmer 2011, 267270). Mögliche Ursachen für die verringerte Lebenserwartung sind kosmische Störungen der schützenden Schichten der Atmosphäre durch katastrophische Ereignisse wie Meteoriten mit Schädigung der Erbanlagen etc. (vgl. Zillmer 2011, 117, 122). Whitcomb/Morris (1977, 412418) merken an, dass Radiologen um 1960 eine um fünf Jahre verkürzte Lebenserwartung hatten, was Rückschlüsse auf die Wirkung kosmischer radioaktiver Strahlung erlaubt.

Zu den astrophysikalischen Umweltbedingungen gehört auch, dass die Planetenrotation grundsätzlich sehr unterschiedlich ist und die Erde in 120.000 Jahren keine Rotation mehr aufweisen wird (vgl. Zillmer 2011, 17). Selbst die gegenwärtige Rotation der Erde ist nicht vollkommen präzise. Auch heute vollführt die Bahn der Erde in 25.780 Jahren einen sog. Präzessionszyklus. Das heißt, die Schiefstellung der Erdachse um 23, 5° wechselt von einer Seite des Nordpols resp. Südpols zur anderen und zurück = 2 x 23, 5° (Hinweg) und 2 x 23, 5° (Rückweg). Dazu kommt ein Nippen/Nutation der Erde zwischen 22° und 24° Schiefstellung der Erdachse im Ablauf von 40.000 Jahren.

Auch Stanley (1994, 241) betont, dass zur Entstehung von Kern, Mantel und Kruste der Erde radikal unterschiedliche Theorien existieren, entweder aus gravitativem Kollaps oder durch Akkumulation von Materie; entweder ursprünglich flüssig oder fest. Vgl. zu den Standardtheorien der Entstehung von Erde und Planeten Stanley (1994, 235-236) und zum Ursprung des Sonnensystems ebd. 237240; zur Entstehung der Atmosphäre durch Entgasung aus dem Erdinneren ebd. 241242; zu den zwei Krustentypen: kontinentale, felsische, granitene, saure Kruste und ozeanische, basaltische, basische Kruste ebd. 242.

Garner (2011, 25) bringt den Punkt, dass nach der Urknalltheorie gelte: Je weiter entfernt kosmische Regionen sind, desto seltenere und frühere Galaxien (Protogalaxien) finden sich. Die Daten zeigen aber voll entwickelte und zahlreiche Galaxien in großen Entfernungen, so in 10, 8 Mrd. Lichtjahren Entfernung ein riesiger Strang von Galaxien [Karl Glazebrook, Roberto G. Abraham, Patrick J. McCarthy, Sandra Savi Savaelio, Hsiao-Wen Chen, David Crampton, Rick Murowinski, Inger Jörgensen, Kathy Roth, Isobel Hook, Ronald O. Marzke and R. G. Carlberg: A high abundance of massive galaxies 36 billion years after the Big Bang. In: Nature 430 (2004), 181184; J. A. Cimatti, E. Daddi, A. Renzini, P. Cassata, E. Vanzella, L. Pozzetti, S. Cristiani, A. Fontana, G. Rodighiero, M. Mignoli and G. Zamorani: Old galaxies in the young universe. In: Nature 430 (2004),184187].

Garner (2011, 30-31) stellt angesichts dieser Probleme der Standardphysik ein alternatives kosmisches Erklärungsmodell vor, das mit sog. Weißen Löchern (White Holes) und Zeitdehnung nach außen arbeitet: „Humphreys‘ [s.u.] ground-breaking contribution in 1994 was to bring these three basic ideas together — the time-dilating effects of gravity, the quantized red-shifts suggesting that the Earth is at or near the centre of a bounded universe, and the apparent expansion of the universe based upon the red-shifts of distant galaxies — as the foundation for a new creationist cosmology [...] The basic proposal is that, at creation, God caused the expansion of the universe from an initially very dense State called a white hole. A white hole is similar to a black hole ..., except that matter and energy stream out of a white hole and into a black hole. Humphreys was able to show mathematically that with these initial conditions there would have been a net gravitational effect towards the centre of the early universe. Since gravity has a distorting effect upon time, time would inevitably have passed at different ‚rates‘ in different parts of the universe. Time dilation would have led to clocks at the edge of the universe running faster than clocks at the centre. The extraordinary implication is that only a few days might have passed on the Earth (which observations suggest is at or near the centre), while the equivalent of ‚billions of years‘ were passing further out in the universe.“ (vgl. D. Russell Humphreys: Starlight and Time: Solving the Puzzle of Distant Starlight in a Young Universe, Colorado Springs 1994; John Hartnett: Starlight, Time and the New Physics, Powder Springs, Georgia 2007).

Garner (2011, 3438) diskutiert auch die Lebenszyklen der Sterne im Horizont der Mature-Creation-Theorie oder der o.g. gravitativen Zeitdehnung. Ferner betont Garner (2011, 47—50), dass nach neuesten Erkenntnissen die Gaswolkenentstehung von Sternen und Planetensystemen ungeklärt ist [J. F. Kerridge and James F. Vedder: Accretionary processes in the early solar System: an experimental approach. In: Science 177 (1972), 161; T. Montmerle, J.-C. Augereau, M. Chaussidon, M. Gounelle, B. Marty and A. Morbidelli: Solar System formation and early evolution: the first 100 million years. In: Earth, Moon and Planets 98 (2006), No. 1-4, 3995] Garner (2011, 5255) weist natürlich ferner auf das auch in der Standardtheorie bekannte Fakt hin, dass Erde, Sonne, Mond, Sonnensystem so spezifische, lebensfreundliche Charakteristiken aufweisen, dass diese physikalisch schwierig bis gar nicht zu erklären sind. Vgl. Stanley (1994, 253): Größe und Schwereanziehung und Position der Erde sind Voraussetzungen für Leben, namentlich für eine nicht zu dichte Atmosphäre ohne Möglichkeit der Sonneneinstrahlung und eine nicht zu dünne Atmosphäre ohne Sauerstoff, sowie einer Temperatur, die flüssiges Wasser ermöglicht.

Verifizierung des kosmischen Katastrophismus

Sonnen — Planeten — Monde: Freiheitsräume

Ein ebenso bekannter wie kontroverser Forscher zu astrophysikalischen Randbedingungen der Geologie, Biologie und Geschichte ist der in der Einleitung bereits vorgestellte Immanuel Velikovsky (18951979). Sein Welten im Zusammenstoß, Frankfurt 1978 [Worlds in Collision, New York 1950] bietet Forschungen und kulturgeschichtliches Belegmaterial für das heute wieder salonfähige katastrophistische Paradigma in Geologie, Biologie und Geschichte. Der ergänzende Band Erde im Aufruhr, Frankfurt 1980 [Earth in Upheaval, New York 1956] bietet realwissenschaftliches Belegmaterial für das katastrophistische Paradigma. Velikovsky korrespondierte wie erwähnt auch mit Einstein, den er von der Richtigkeit des katastrophistischen Paradigmas überzeugen konnte. Allerdings wurde ebenfalls bereits erwähnt, dass Fachleute auf Ungenaues und Verwechslungen bei Velikovsky aufmerksam machen, so dass man seine Angaben gegebenenfalls noch einmal unabhängig überprüfen sollte. Dies ändert jedoch nichts an dem Klärungsbedarf, den die Masse des von ihm zusammengetragenen Materials mit sich bringt. Für einen Mangel halte ich ferner, wie auch erwähnt, die naturalistische Vorurteilsstruktur des ansonsten sehr an Religion und an der biblischen Geschichte interessierten Velikovsky. Mit gezwungenen naturalistischen Erklärungen wendet er sich gegen „die subjektive und magische Darstellung der Ereignisse“ (Velikovsky 1978, 273), wie er es nennt, also gegen transzendentes prophetisches Wissen und Handeln, etwa bei Mose, Josue, Jesaja. Alle Religionen haben für ihn einen gemeinsamen astralen Ursprung (Velikovsky 1978, 334), was zu so merkwürdigen Gleichsetzungen führt wie jener der Venus mit dem Erzengel Michael, der zugleich auch Luzifer sein soll, oder des Mars mit dem Erzengel Gabriel (Velikovsky 1978, 259261). Eine weitere überholte und beim heutigen Wissensstand nicht mehr nachvollziehbare Hypothese Veliokowskys war, dass er den biologischen Artenwandel durch radioaktive Mutationen zu erklären versuchte (Velikovsky 1980, 252260).

Velikovskys Eingangsargument ist, dass es keine apriorischen Gesetzmäßigkeiten in der Himmelsmechanik gibt. Belege sind die unterschiedlichen Anzahlen, Größen, Formen und stofflichen Zusammensetzungen von Sonnen, Planeten und Monden, die unterschiedlichen Atmosphären, Bahnneigungen, Bahnebenen, Eigendrehungen und Umlaufrichtungen, -bahnen und -zeiten der Planeten und Monde. Weiter: Die bekannte Kant-Laplace‘sche These oder Rotationshypothese und die konkurrierende Gezeitenhypothese des Ursprungs des Sonnensystems „widersprechen sich nicht nur untereinander, sondern sind selbst voller innerer Widersprüche“ (Velikovsky 1978, 25). Es gibt ferner 60 Kometen im Sonnensystem mit weniger als 80 Jahren Umlaufzeit. Und hunderttausende unregelmäßige Kometen. Dazu „viele andere ungelöste Probleme hinsichtlich der Gesteinshülle, der Wasserhülle und der Lufthülle der Erde“ (Velikovsky 1978, 33). Dazu stetig wachsende Hinweise für die Varianz von Umlaufrichtungen und Magnetpolen, für verschobene Himmelsrichtungen, Veränderungen von Tageslauf und Jahreszeiten, jahre- bis jahrzehntelange Finsternis bei Kometenannäherungen (so 44 v. C. eine ein Jahr währende Dunkelheit) und Vulkanen (so beim Ausbruch des Skaptar-Jökull in Island 1783 eine monatelange Verdunkelung der Erde).

Konjunktionen — Kollisionen — Weltalter

Dieser offene und z.T. chaotische astrophysikalische Hintergrund bietet Freiheitsräume für nicht gleichmäßig mechanisch-deterministische, sondern katastrophische kosmische Ereignisse mit markanten erdgeschichtlichen Auswirkungen: „Die Vorstellung von Weltaltern, die infolge gewaltsamer Umwälzungen in der Natur untergingen, ist allgemein auf der Erde verbreitet.“ (Velikovsky 1978, 41) Meist sind es vier bis sieben Weltalter. Die gewaltsamen Umwälzungen werden mit einem Weltbrand oder einer Weltflut in Verbindung gebracht, ferner mit Orkanen und Erdbeben. Belege hierfür bieten Hesiod, Anaximenes, Anaximander, Heraklit, Aristarch von Samos, die Etrusker, Varro, die Stoiker, die Sibyllinischen Bücher, das Judentum und Philo von Alexandrien, Indien (Veden), der Buddhismus, Tibet, Persien (Avesta), China, die Inkas, Azteken, Mayas und Polynesien (Velikovsky 1978, 4146). Die letzten großen kosmischen Katastrophen verortet Velikovsky im 15. Jh. v. C. (um 1500 v. C.) aufgrund einer Annäherung von Erde und Venus und im 8. Jh. v. C. (um 750 v. C.) aufgrund einer Konjunktion von Mars und Venus (vgl. auch Zillmer 2008, 137 und 2011, 134).

Eine gute Zusammenfassung von Velikovskys auch zur Erklärung der Mondentstehung verwendeten Venusthese hat Harald Haack: Velikowskys kontroverse Venus-These. In: Nachrichten heute [http://oraclesyndicate.twoday.net/stories/1816231/]:

Auch „nach dem aktuellen Stand der Forschung war ein kleiner Planet aus seiner Bahn gerissen, mit der Erde zusammengestoßen und hatte große Teile flüssigen Magmas und felsiger Erdkruste herausgesprengt, woraus sich der Mond formte. Reste davon sollen sich gleichermaßen in Erde und Mond befinden. Aber auch der Mars blieb nicht verschont. Jüngsten Erkenntnissen nach muss es dort eine fürchterliche Katastrophe gegeben haben. Der Mars, der damals noch mit Wasser bedeckt war und der Erde ähnelte, verlor schlagartig die größte Menge seines Wassers und damit auch seine Luft […]

Er [= Velikovsky] führt … Quellen für seine These an, die Venus sei in jener Zeit auf der ‚Showbühne‘ unserer Sonne erstmalig aufgetreten und habe damals ‚gesprüht‘ wie ein Komet. Er zitiert eine Stelle der Civitas Dei Augustins: ‚Aus dem Buche des Marcus Varro, betitelt Über die Herkunft des Römischen Volkes, zitiere ich Wort für Wort den folgenden Fall: ‚Es ereignete sich aber ein bemerkenswertes himmlisches Vorzeichen; Castor nämlich berichtet, dass in dem glänzenden Sterne Venus, bei Plautus auch Vesperugo und bei Homer ‚Der liebliche Hesperus‘ geheißen, ein so seltenes Wunderzeichen erschien, dass er Farbe, Größe, Form und Bahn änderte, was weder vorher noch nachher je wieder geschah. Adrastus von Cyzicus und Dion von Neapel, zwei berühmte Mathematiker, sagten, dass dies unter der Herrschaft des Ogyges vor sich gegangen sei […] Sicherlich störte diese Erscheinung die Zeiteinteilung der Astronomen […], so dass sie glaubten versichern zu müssen, dass, was sich mit dem Morgenstern zugetragen hatte, sich weder vorher noch nachher je wiederholt habe. Wir lesen aber in den Heiligen Schriften, dass selbst die Sonne stillstand, als ein heiliger Mann, Josua, der Sohn Nuns, Gott darum bat.‘

Plato zitiert einen ägyptischen Priester, der mit Phaethon verknüpfte Weltenbrand wurde dadurch hervorgerufen, dass die Himmelskörper, die sich um die Erde bewegen, aus ihrer Bahn gerieten. Velikowsky nimmt an, es handele sich bei diesem Himmelskörper um die Venus. Nach zwei Begegnungen mit der Erde sei jener Himmelskörper, ursprünglich ein Komet, schließlich zu einem Planeten verwandelt worden. Der früheste Schriftsteller, der die Verwandlung ‚des flammenden Sterns‘ in einen Planeten erwähnt, sei Hesiod, fand Velikowsky bei seinen umfassenden Studien der Mythen heraus. Dieselbe Verwandlung des flammenden Sterns werde von Hyginus in seiner Astronomie berichtet. Der flammende Stern habe den Weltenbrand verursacht, erzählt Hyginus. Zeus habe diesen Stern mit einem Blitzstrahl getroffen und der Sonne unterstellt. Velikowsky nennt diesen Kometen beim Namen: Phaethon Konj MondVenusJup Sachin Nigam CC BY SA 2.0und schreibt, in historischen Zeiten existierte die allgemeine Ansicht, dieser Phaethon habe sich in den Morgenstern, in die Venus, verwandelt: ‚Die Geburt des Morgensterns bzw. die Verwandlung einer Sagengestalt (Istar, Phaethon, Quetzal-cohuatl) in den Morgenstern war ein weit verbreitetes Motiv im Volksglauben der morgenländischen und abendländischen Völker. Eine tahitanische Version der Geburt des Morgensterns wird auf den Gesellschaftsinseln im Stillen Ozean erzählt; die mangaianische Sage berichtet, dass bei der Geburt eines neuen Sternes zahllose Bruchstücke auf der Erde aufschlugen. Die Burjäten, Kirgisen und Jakuten Sibiriens sowie die Eskimos Nordamerikas erzählen ebenfalls von der Geburt des Planeten Venus. Ein flammender Stern unterbrach die sichtbare Bewegung der Sonne, verursachte einen Weltenbrand und wurde zum Morgenstern. So heißt es nicht nur in den Sagen und Überlieferungen, sondern auch in den astronomischen Büchern der alten Völker beider Halbkugeln." [Foto links, Sachin Nigam: Phänomenologische Konjunktion von Mond, Venus (links oben) und Jupiter (rechts oben) am 01.12.2008]

Venus erscheint wohl tatsächlich nicht in alten Planetenkatalogen (im Gegensatz zu den vier Planeten Saturn, Jupiter, Mars, Merkur). Venus gilt vielmehr in sehr alter Zeit als Komet, mit Schweif, unregelmäßiger Form und Bahn. Man stellt sie mit Hörnern dar und strahlend wie die Sonne und verbindet ihren Ursprung mit Jupiter. Belege hierfür finden sich bei den Chaldäern, in China, Ägypten, im persischen Avesta, in Phönizien, auf Samoa, bei Indianern. Velikovsky ordnet die Venus auch der griechischen Pallas Athene und der semitischen Ishtar zu, der, so weiter Velikovsky, Menschenopfer aus Angst vor kosmischen Katastrophen dargebracht werden. Velikovsky bringt darüber hinaus kaum bekanntes Belegmaterial aus der jüdischen mündlichen und schriftlichen Tradition für die These, dass der von vielen Forschern tatsächlich im 15. Jh. v. C. ausgesetzte Auszug aus Ägypten (mit den Plagen und dem Sinaigeschehen) in einer Verbindung mit der katastrophischen Annäherung von Erde und Venus alias einem anderen Kleinplanet/Asteroiden stehen könne. Aus nicht zu dem vorliegenden Gegenstand gehörigen Gründen halte ich das allerdings für wissenschaftlich nicht haltbar. Wir geben wegen mancher nicht uninteressanter Einzelzüge sein Narrativ in Folge dennoch wieder:

„Eines der schrecklichsten Erlebnisse in der Vergangenheit der Menschheit war der Weltenbrand und alles, was damit einherging: schauerliche Himmelserscheinungen, unaufhörliche Erdstöße, Lavaausbrüche von Tausenden von Vulkanen, in der Glut schmelzende Landstriche, kochende Meere, versinkende Kontinente, urzeitliches Chaos im Hagel glühender Steine, das Krachen der aufberstenden Erde, und das laute Tosen der Aschenstürme. Es gab mehr als nur einen Weltenbrand, aber der allerschrecklichste war der in den Tagen des Auszugs aus Ägypten. In Hunderten von Bibelstellen werden diese Vorgänge von den alten Juden geschildert. Nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft beschäftigten sie sich dann zwar weiter mit dem Studium und der Weitergabe dieser Überlieferungen; aber sie verloren dabei ganz die furchtbare Wirklichkeit aus den Augen, die dahintersteckte. Offenbar hielten die Generationen nach dem babylonischen Exil alle diese Schilderungen lediglich für die dichterische Ausdrucksweise religiöser Schriften.“ (Velikovsky 1978, 265)

Die ägyptischen Katastrophen und die Ereignisse beim Auszug aus Ägypten, am Sinai und unter Josue, dem Nachfolger Moses‘, werden der Sache nach auch in anderen Berichten weltweit angesprochen (so Velikovsky 1978, 5772) und lassen sich als Wirkungen einer Kometenkugel mit Gaswolke deuten, welche unter mythologischen Namen (Rahab-Typhon) der Anziehungskraft der Erde folgt wie der sog. lexellsche Komet 17671779, der durch Jupiter eingefangen worden war. Um 1494 v. C. gibt es Berichte über rote Erde und Flüsse, Steinhagel, Naphta-Feuerregen, eine lange Finsternis, Erdbeben, Orkan, Flut (Flut G14 Camillo de Vito Vesuv 1820-02-21Yahous in China), elektrische Extrem-Entladungen und Gewitter, brodelndes Meer, brüllende Vulkane (vgl. das Getöse des modernen Ausbruchs des Krakatoa 1883, das man 5000 km weit bis Japan hörte). Phänomene wie Manna und Ambrosia werden in Edda, Kalevala und Veden, in Ägypten und bei den Maoris erinnert (Velikovsky 1978, 127131). Der Untergang von Atlantis Mitte des 2. Jt. v. C. und die Fluten des Deukalion in der griechischen Überlieferung können dem katastrophischen Geschehen des 15. Jh. v. C. und des Exodus zugeordnet werden und ein halbes Jahrhundert später die mythische Flut des Oxyges der Zeit von Josue. Auch im vorkolumbischen Mexiko werden in diesem Jahrhundert zwei Megakatastrophen mit 52 Jahren Abstand erinnert. [Bild oben: Ausbruch des Ätna am 21.02.1820, Gemälde von Camillo de Vito]

Im 2. Jahrtausend v. C. war, so Velikovskys Eindruck, Venus die Gefahr und stand weltweit im mythologischen Fokus. Im 1. Jahrtausend v. C. konzentriert sich dagegen die Aufmerksamkeit auf den Planeten Mars als Schwertgott der Wolfszeit (Velikovsky 1978, 221264). Das Thema der Konjunktion und des Zusammenstoßes von Mars und Venus im 8. Jh. v. C. finde sich in China, Indien Mittelamerika, Vorderasien, Griechenland (Homer, Hesiod, Zeno, Anaxagoras, Platon) und Rom (Seneca, Plinius). Dabei werden diesen Planeten unberechenbare Bahnveränderungen mit dadurch verursachten Weltenbrand und Sintflut zugeschrieben. Dazu tritt in diesem Zeitraum eine starke Häufung von Erdbeben in Babylonien, Judäa, Griechenland und Rom, welche noch Jahrhunderte anhält. In Rom wurden allein 217 v. C. 57 Beben aufgezeichnet, um Dimensionen mehr als heute.

Im 8. Jh. v. C. sprechen auch die Propheten Jesaja, Joel, Hosea, Micha in Betreff der Erde über eine verheerende kosmische Katastrophe. Die Propheten wie auch Berichte aus Rom und Hellas nennen die Wirkungen Erdbeben, Finsternis, Schwanken der Erde. Am 23. 03. 687 v. C. muss der assyrische König Sanherib die Belagerung Jerusalems wegen einer Katastrophe in der Passahnacht abbrechen (II Könige 1820, II Chronik 32, Jesaja 3638).

Mitte des 2. Jahrtausendes v. C. und im 8. Jh. v. C. finden sich auch starke Hinweise auf einen plötzlich einsetzenden Klimasturz. Die Archäologie zeigt als z.T. dramatische Folgen weiträumige Entvölkerung, Aufgeben von Bergwerken, Ende des Fernhandels. Weitere Indizien bringen die Pollen- und Baumringanalyse, die Strandlinien von Seen (z. B. auch Boden-, Starnberger- und Ammersee, Schweizer Seen). Ferner werden vernichtende Hochwasserkatastrophen in den Pfahlbausiedlungen verzeichnet und zwar am Ende der Steinzeit (18001500 v. C.) und am Ende der Bronzezeit (800500 v. C.) (Velikovsky 1980, 189-194).

Dazu das Phänomen des in geologisch verhältnismäßig kurzer Folge abgesenkten und wieder angehobenen Meeresspiegels in dem fraglichen Berichtszeitraum: Verschiedene alte — relativ zueinander niedrigere und höhere — Brandungslinien liegen heute dutzende bis hunderte von Metern über Null, so in Gibraltar, Bermuda, Chile, Hawaii und überhaupt ist der Meeresspiegel ca. 1500 v. C. weltweit plötzlich um 5, 56 Meter gesunken, wahrscheinlich in Verbindung mit Eiskappenvergrößerungen. Gleichzeitig erfolgte die Überflutung der früher besiedelten Nordseeregion und Versinken postglazialer Wälder an Englands und Neuenglands Küsten (Velikovsky 1980, 195200).

Die frühgeschichtlichen Stadtkulturen in Kreta, Troja, Syrien, Kleinasien, Mesopotamien, Ägypten und der Indusregion werden im 2. und 1. Jahrtausend v. C. zerstört durch einen überregionalen Feuersturm und durch Erdbeben und Vulkanausbrüche — mit der Folge drastischen Bevölkerungsrückganges, Zusammenbruches des Fernhandels, Verarmung (so Velikovsky 1980, 201213).

Kalenderkorrektur — Koordinatenkorrektur — Irregulärer Sonnenlauf

Wir fassen auch hier das Narrativ Velikovskys zusammen und stellen es dem Urteil des Lesers anheim, dies entsprechend seiner Kompetenz zu bewerten und einzuordnen bzw. auch auf sich beruhen zu lassen. 747 v. C. erfolgt unter König Usia von Juda eine neue Zeitbestimmung und ein neuer Kalender, wofür es weltweite Parallelen gibt: Kalenderreformen in Babylonien, Ägypten, Rom, Griechenland, Indien, China, Japan, Peru im 7. Jh. (Velikovsky 1978, 308316). Die Himmelskarten, Breitenbestimmungen, Himmelsrichtungen, Sonnenuhren und Kalender sind vor und nach 687 v. C. andere. Insbesondere gibt es Indizien, dass die „Erde sich seitdem südwärts gedreht hat, indem sich die Richtung der Erdachse, ihre geographische Lage oder beides änderte.“ (Velikovsky 1978, 282) Alte Kulturen wie Mayas, Babylonier und Ägypter rechnen das Sonnenjahr 12 x 30 Tage oder 3 x 120 Tage + 5 Tage. Ursprünglich waren es also (nach Velikovskys Daten zwischen dem 15. und dem 8. Jh. v. C.) 360 Tage mit Erweiterungen um 5 Tage ab dem 7. Jh. (vgl. auch Zillmer 2011, 122125). Alle indischen Kalender zeigen ein Doppelsystem: Das kultische Jahr der alten Veden mit 360 Tagen Erdumlaufbahn (12 Mondmonate à 30 Tage) wird auch nach dem 7. Jh. v. C. beibehalten. Das weltliche Jahr wird ab da mit 365 1/4 Tagen berechnet. Auch der Mondmonat hat früher und 747687 v. C. 36 Tage und das Mondjahr 10 Monate. In der ersten Zeit Roms hat das Jahr 10 Monate: Deswegen ist noch heute der letzte Monat der Dezember, also wörtlich übersetzt: der 10. Monat. Erst unter König Numa Pompilius werden in Rom 12 Monate à 29 ½ Tagen gerechnet (Ovid, Geminus, Aulus Gellius, Plutarch). Ebenso besteht ein Zehnmonatsjahr in Sibirien, Polynesien, Indonesien, bei den Maoris Neuseelands: 2 Monate werden dabei nicht gezählt oder 1 Monat wird verdreifacht (Velikovsky 1978, 304308). In Persien werden vom 7. Jh. an plus 5 Tage gerechnet, ebenso bei den Juden und in Ägypten und Rom (nach Plutarch), aber auch bei den Mayas, Inkas und in China. Dabei kann es sich um keine astronomische Unkenntnis handeln, weil die Differenz zwischen altem und neuem Kalender so groß ist, dass sich schon in 40 Jahren eine Verschiebung der Jahreszeiten um mehr als 200 Tage ergibt, die jedem Kind auffiele (Velikovsky 1978, 295308). Interessanterweise ist auch der Biorythmus 25 h, nicht 24 h.

Als kosmische Ursache will Velikovsky wie erwähnt Mars ausmachen, dessen Bahn ihn sowieso alle 780 Tage nahe an die Erde bringt, so dass er 55 mal heller als am entferntesten Bahnort erscheint. Besonders nahe Konjunktionen zwischen Mars und Erde sind zudem alle 15 Jahre zu verzeichnen, was mit den – nach Jesaja 38 und II Könige 1820 — besonders großen Störungen 776, 747, 717, 702, 687 v. C. in Verbindung gebracht werden kann (Velikovsky 1978, 319). Velikovsky nimmt dabei sogar vorübergehende irreguläre, heute nicht mehr vorkommende Bahnüberschneidungen an. (Heute finden Bahnüberschneidungen nur zwischen (i) Neptun und Pluto, (ii) den Jupitermonden, (iii) den Planetoiden und Erde bzw. Mars statt.)

Bei Auslenkung der Erdachse durch kosmische Katastrophen machen Sonne und Sterne ruckartige Bewegungen, ein Verschwinden und Wiederauftauchen in falscher Richtung ist beobachtbar. Auch hier existieren wohl weltweit Mythen über einen anderen Sonnenlauf in Nubien, China, Griechenland, Mittelamerika, Ägypten und bei Indianern. Vgl. auch den Stillstand der Sonne während eines Tages in Josue 10, 1214 (vgl. Zillmer 2011, 127131). Dieses Phänomen, dass die Sonne stillstand, müsste weltweit als ultralanger Tag oder ultralange Nacht erfahren worden sein, wofür es z.B. im präkolumbischen Mittelamerika starke Hinweise gibt (Velikovsky 1978, 4955). Interessant ist die Anmerkung, dass ägyptische Priester und Platon wie viele alte Traditionen weltweit über die Zerstörung der Welt mit Sintfluten und Feuerbränden berichten. Dass die ägyptischen Priester und Philo von Alexandrien dazu aber ergänzen, dass diese Traditionen dennoch weithin aus dem kulturellen Gedächtnis der Menschheit verschwunden seien. Denn die „Erinnerung an die Wasser- und Feuerkatastrophen sei verlorengegangen, weil alle schriftkundigen Menschen mitsamt ihren kulturellen Errungenschaften darin umkamen“ (Velikovsky 1978, 266). Nur noch die klassische Sintflut und die Katastrophe von Sodom und Gomorrha wären im kollektiven Gedächtnis der Menschheit verblieben.

Plausibilisierung der Verschiebung der Erdachse

Wir sagten bereits: Der ergänzende Band Velikovskys Erde im Aufruhr, Frankfurt 1980 [Earth in Upheaval, New York 1956] bietet realwissenschaftliches Belegmaterial für das katastrophistische Paradigma. Hier ein Rundgang durch die Geologie und Paläobiologie anhand dieser und anderer neuerer Veröffentlichungen: Erde im Aufruhr beginnt den Rundgang in Alaska, wo sich zerfetzte Wälder mit dem gesamten zerstückelten tiefgefrorenem Tierbestand (Millionen von Mammuts, Mastodons, Riesenbisons, Pferden) finden mit vier beträchtlichen Schichten vulkanischer Asche und mit Steinwerkzeugen in situ in allen eislosen Gebieten (Velikovsky 1980, 1517).

Dazu mehr als 50 z.T. stehend eingefrorene Mammutfunde auf 5000 km Länge am Rand des Nordpolarmeeres in Sibirien und Alaska mit unverdauten Butterblumen und Gräsern und Baumnadeln im Magen. Ferner große Elfenbeinlager von 100.000en bis Millionen Mammuts, deren letzte Exemplare vor 3.700 Jahren ausgestorben sind. Mit dabei ein tiefgefrorener Obstbaum und Unmengen von Knochen von Blumenbach Johann Friedrich NetzNashörnern, Pferden, Kaninchen, Luchsen und Bisons, außerdem Palmwedel und Korallen in Spitzbergen. Ein langsames Erfrieren ist daher völlig ausgeschlossen. Ebenso kann es keine örtliche, sondern muss eine globale plötzliche Katastrophe gewesen sein. Die nordsibirischen Inseln trugen große Wälder und eine üppige Vegetation mit Überresten „unermeßlicher versteinerter Wälder“ (Velikovsky 1980, 24) und 50 Meter hohen Holzbergen aus z.T. verkohlten pechhaltigen Baumästen und -stämmen: ein „ganzer großer Tier- und Wälderfriedhof“ (Velikovsky 1980, 25). Sibirische und Eskimosagen berichten von einer Weltflut, abnormem Schneefall und Vereisung (Zillmer 2011, 104109). [Bild links: Johann Friedrich Blumenbach, 17521840, Professor in Göttingen, Begründer der Zoologie, dem wir 1799 die erstmalige Identifizierung und wissenschaftliche Beschreibung des Mammuts verdanken]

Diese warm-gemäßigte Klimazone Sibiriens wurde um ca. 3500 km nach Süden verlagert und ebenso in der Antarktis um 3200 km nach Norden (Zillmer 2011, 115) wegen der vermutlichen Verschiebung der Erdachse um ca. 20° entsprechend der heutigen Schiefstellung um 23, 5°. Wegen der hierfür benötigten exorbitanten Energien wahrscheinlich durch eine Planeten- oder Planetoidenannäherung vor einigen 1000 Jahren mit Taumeln der Erde/Präzessieren in einer Pendelbewegung, woraus schnell hintereinander folgende Eiszeiten entstehen. Dazu mehr in Folge.

Weiter im Rundgang: Die sog. Banklößzone Eurasiens von Frankreich bis China besteht aus ungeschichtetem Löß mit kantigen Körnern, der nicht durch Wind und Wasser gerundet ist, aber als verwittertes Magma, Vulkanasche, mit kalkigem Seeschlick vermischt, angesehen werden kann (vgl. auch Zillmer 2011, 110). Dazu fügt sich, dass die Mammuts oft erstickt sind: Lungen und Mägen mit lehmigen, sandigen Partikeln verunreinigt, ev. durch Flugasche und giftige Gase. Und sie finden sich in gefrorenem Schlamm, vermischt mit Blättern, Bäumen und Früchten (Zillmer 2011, 112113).

Eiszeiten wurden im 19./20. Jh. als Ersatz für die Sintflut eingeführt (Zillmer 2011, 136137 und 2008, 188). Gegen die Eiszeitentheorie spricht die Tatsache derselben Oberflächenbeschaffenheit (Topologie) in vereisten und unvereisten Gebieten und die Tatsache, dass die kälteste Region der Erde, Nordostsibirien, eisfrei blieb (Zillmer 2011, 137). Dazu kommt: Die für Eiszeiten nötigen riesigen Niederschläge (Schnee, Eis, Regen) benötigen ungeheure Mengen Wasserdampf in der Atmosphäre und dessen Entstehung wiederum eine gewaltige Wärmeentwicklung (also in dieser Hinsicht gerade keine Kälteperioden). Man macht auf obigem Hintergrund auch auf eine ev. Geradestellung der Erdachse in der Zeit der Eisbildung aufmerksam (dadurch sind Eiszeiten unmöglich), wofür als Beleg die einen Kreis von 3600 km um die Ostküste Grönlands (nicht um den heutigen Nordpol!) bildende Eisdecke während der Vereisung angeführt wird, also entsprechend einem beim Eintritt der Vereisung um 20° verschobenem Pol (Zillmer 2011, 143).

Analoges gilt für den Südpol: Die Antarktis hatte subtropisches Klima: Wälder, Dinosaurier, Kohleschichten (Zillmer 2011, 103104). Man bringt hier auch ins Spiel, dass die Landmasse der Antarktis möglicherweise — die Deutung ist umstritten — eisfrei und korrekt auf alten Karten des 16. Jh. verzeichnet ist, vor der Entdeckung der Antarktis 1818 und vor der Erfassung der Topographie via Satellit 1957 (Zillmer 2011, 9799).

Auch Moränen und Lößgürtel aus geschichtetem Löß sind, so weiter Velikovsky und andere Kritiker mit sehr guten Argumenten, nur durch riesige Flutwellen erklärlich, nicht durch Eis. Ebenso das Phänomen der Findlinge, z.B. solche von 100300 m3 im Schweizer Jura aus den 100 km entfernten Alpen und in Britannien aus dem 1000 km entfernten Norwegen; oder in den Karpaten und Polen aus Finnland. In Russland finden sich zahllose Blöcke in der Größe nach Süden abnehmend wie bei einer Flutwelle. Findlinge bis 10.000 Tonnen aus Kanada liegen in Neuengland: „An unzähligen Orten auf der Erde, wie auch auf isolierten Inseln im Pazifik und in der Antarktis liegen Steine fremder Herkunft, die durch eine mächtige Kraft von weither gebracht wurden. Von ihren heimatlichen Bergrücken und Küstenklippen losgebrochen, wurden sie über Berg und Tal, über Land und Meer getragen.“ (Velikovsky 1980, 28)

In zahllosen Höhlen Englands wie in Kirkdale in Yorkshire liegen „Zähne und Knochen von Elefanten, Nashörnern, Flusspferden, Pferden, Hirschen, Tigern …, Bären, Wölfen, Hyänen, Füchsen, Hasen, Kaninchen, wie auch Knochen von Raben, Tauben, Lerchen, Schnepfen und Enten“ (Velikovsky 1980, 32). Andere Höhlen an der Themse und in Wales sind randvoll mit zahlosen zertrümmerten Skeletten arktischer Tiere wie Ren, Mammut, Moschusochse, und tropischer Tiere wie Löwe, Flusspferd, Nashorn, die durch Wasserbewegungen vor 5000-6000 Jahren zusammengebracht wurden. In Schottland und auf den Orkneys enthält der Buntsandstein auf 26.000 km2 Milliarden mariner Fossilien im Todeskampf (Velikovsky 1980, 3741).

Dasselbe gilt für Klippen, Höhlen und Felsklüfte am Ärmelkanal in England, in Tälern und Hügeln in Wales und ganz West- und Mitteleuropa, an der französischen Mittelmeerküste, auf Sizilien, Sardinien, Korsika, aber auch in Nordamerika. Die bekanntesten sind die Cumberlandhöhle in Maryland oder die Asphaltgruben von La Brea bei Los Angeles mit 20 Säbelzahntigern und Wolfsschädeln pro m3, die Agate-Spring-Grube in Nebraska mit 16.400 Nashornskeletten, 500 Pferde- und 100 Riesenschweinskeletten u.a. Auch in China sind Höhlen und Klüfte voll von Tonnen frischen, nicht abgenutzten Steinsplittern und unbenagten zerschmetterten, zerschlagenen und zersplitterten Skeletten zahlloser Tiere jeden Alters zahlreicher (bis zu 60) Säugetierarten plus Vögel und Reptilien sowie Knochensplittern (= sog. Knochen-Breccien). Dazu riesige angeschwemmte Urwaldlager mit bis zu 68 Baum- und Pflanzenarten aus den arktischen Tundren und tropischen Dschungeln und gemäßigten Laubwäldern. Dies alles scheint nur durch eine große, heftigste Flut von Süden nach Norden und wieder zurück verständlich zu sein (Velikovsky 1980, 6788).

Zu diesen katastrophischen Wirkungen gehören auch das Verschieben und Verlagern von Gebirgen wie der Rocky Mountains (Dutzende Kilometer) und der Alpen (bis 160 km), wo z.B. Perm- und Juraschichten auf und über darunterliegendes tertiäres Gestein zu liegen kamen. Oder späte, eiszeitliche, kilometerhohe Gebirgserhöhungen im Himalaya und anderswo, z.T. in historischer Zeit. So ziehen sich zwei riesige mehrere tausend Kilometer lange fossilienführende Schichten bis an die Gipfel des Himalaya von Kaschmir bis Indochina hin — mit einer 1200 m dicken Sand-Zwischenschicht mit riesigen Baumstämmen: „Der Ursprung der Gebirgsentstehung ist nicht erklärt; und noch viel weniger ist es ihr Schub oder ihre Verwerfung über Täler und über andere Gebirge“ (Velikovsky 1980, 91). Kritiker bringen auch hier sehr gute Gründe, dass das nur durch extraterristrische Torsionskräfte möglich ist.

Dazu kommt, dass Höhlen in den Alpen auf 15002500 Höhenmetern (Wildkirchli-Höhle Appenzell [Foto links], Drachenloch-Höhle St. Gallen) von Menschen der Eiszeit bewohnt waren, obwohl laut Theorie alles unter einer Kilometer dicken Eisdecke lag. In den Anden liegt auf 3810 Metern Höhe eine megalithische Stadt am Titicacasee mit Meeresfauna: Tiahuanaco, das wichtigste vorgeschichtliche Zentrum Amerikas mit Wildkirchli Bärenhöhle NetzTerrassenbau bis 5600 m, heute unbewohnbar und unkultivierbar. Laut C-14-Methode und Archäologie ist die Stadt 4000 Jahre alt und wurde seitdem tektonisch um 3800 m angehoben. Im benachbarten Chile fiel schon Darwin auf, dass die Strandlinie bis vor kurzem 400 m tiefer lag. Das Columbia-Plateau im NW der USA zeigt auf 518.000 km2 eine bis 1500 m dicke homogene Lavadecke mit Artefaktfunden (Velikovsky 1980, 89112). Auch die Sahara war einst Gras- und Baumland und dicht bevölkert. In Arabien wurden durch Meteoritengestein (sog. Harras) über 15.000 km2 Land zur Wüste, das früher ein Aussehen hatte wie das subtropische Indien.

Ein weiterer Befund sind vorgeschichtliche Sandstrandablagerungen auf ozeanischen Tiefseeböden bis 2000 km von der Küste, was bedeutet: Entweder ist das Land 35 km abgesunken oder der Meeresspiegel lag 35 km niedriger. Andererseits ist die Mächtigkeit der Sedimente auf dem Meeresboden auf beiden Seiten des atlantischen Rückens weniger als 30 m, nicht hunderte Meter wie erwartet: also jungen Datums. Ein wesentlicher Teil davon sind verbrannte Meteoriten und kosmischer wie vulkanischer Staub. Überhaupt findet sich 1000 Mal mehr nickelhaltiger Meteorstaub auf dem Meeresgrund als der aktualistische Eintrag durch Meteoriten während der gesamten Existenz des Ozeans erzeugt hätte (Velikovsky 1980, 113127; vgl. auch Whitcomb/Morris 1977, 422424, für die geringen und untypischen Tiefseesedimente).